Ausländer fliehen aus Japan:Wucherpreise für rettenden Flug

Reisende versuchen schnellstmöglich die Flughäfen im Süden zu erreichen. Die Flugzeuge sind übervoll - das nutzen einige Airlines aus.

Der Kontrast könnte nicht größer sein. In der Bahnhofshalle in Kyoto ist es ein Tag wie jeder andere. Lachende Schülerinnen in ihren Faltenröcken und Kniestrümpfen vergleichen ihre neuesten Schnäppchen. Nur wenige Meter weiter am Bahnsteig 30 drängen sich nervöse Gaijins - also Ausländer - in den Flughafenexpress nach Osaka.

Sie wollen nur eins - raus aus Japan nach der Erdbebenkatastrophe und der Strahlungsgefahr, die vom beschädigten Kernkraftwerk Fukushima Eins ausgeht. "Es ist wie in so einem Katastrophenfilm. Ich hab mir früher immer gedacht, so was passiert doch nicht", sagt eine Reisende. Die Italienerin versucht nun mit ihren zwei Töchtern Japan zu verlassen.

Ihr deutscher Mann bleibt vorerst zurück. "Wir haben gestern gesagt - wir müssen hier raus. Wegen der Kinder." Die Familie war erst seit zwei Monaten hier, "gerade hatten wir uns eingelebt", sagt sie.

Am Kansai Flughafen in Osaka herrschen - typisch Japanisch - Ruhe und Gelassenheit. Verglichen mit Bildern aus der Krisenregion wirkt die Stimmung beinahe surreal.

Kein Gedränge, klassische Musik klingt sanft aus den Lautsprechern in der Abflughalle, Reisende sitzen bei Kaffee und Kuchen. Allerdings sind viele Flüge dicht, die Wartelisten lang. Noch dazu sind die Flugpreise laut Angaben von Reisenden und europäischen Botschaften massiv gestiegen; das vielleicht rettende Ticket ist nicht bezahlbar.

"Das ist echt eine Schweinerei", sagt eine deutsche Reisende. Eine Fluglinie verlangte mehr als 5000 Euro für ein Ticket nach Asien. Ein Lufthansa-Flug bringt sie nun erheblich günstiger nach München. Auch manchen Japanern wird die Lage im Atomkraftwerk Fukushima Eins mittlerweile zu brenzlig. Sie schlagen sich per Zug, Bus oder Auto in den Südwesten und nach Kyushu durch, der südlichsten der vier Hauptinseln Japans.

"Das Risiko zu bleiben, ist es einfach nicht wert", meint auch der US-Bürger Frank, der von der Stadt Nagoya angereist ist. "Man kann die Strahlung nicht sehen und nicht fühlen."

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