Süddeutsche Zeitung

Ausbruch aus der JVA Aachen:Verbrecher spurlos verschwunden

Zwei bewaffnete Ausbrecher sind mit einem gekaperten Taxi nach Köln geflohen. Bislang fehlt von ihnen jede Spur. Sie gelten als rücksichtlos.

Nach dem Ausbruch von zwei bewaffneten Schwerverbrechern aus der Justizvollzugsanstalt Aachen fehlte von den Männern am Freitag weiter jede Spur. Die Gefangenen hatten am Donnerstagabend einen Wachmann und einen Pförtner in dem Gefängnis überwältigt. Danach hatten sie sich von zwei Taxis zum Kölner Hauptbahnhof fahren lassen.

Zuletzt wurden die Ausbrecher vor dem Kölner Hauptbahnhof gesehen, danach tauchten sie unter. "Wir haben keinerlei Erkenntnis, ob sich die Männer noch in Köln aufhalten", sagte der Aachener Polizeisprecher Michael Houba am Freitag.

Warnung an die Bevölkerung: brutal und rücksichtlos

Der 50-jährige Michael Heckhoff und sein vier Jahre jüngerer Komplize Peter Paul Michalski gelten als brutal und rücksichtslos. Die Polizei warnte die Bevölkerung ausdrücklich vor den beiden verurteilten Mördern. Sie seien bewaffnet.

Bei ihrer Flucht hatten sie zwei Gefängnismitarbeiter überwältigt und dabei Schusswaffen und Munition erbeutet. Das teilte Polizeisprecher Paul Kemen am Freitag mit. Als sie in die Freiheit flüchteten, sei zufällig ein Taxi vorgefahren, das einen Freigänger in die JVA zurückgebracht habe. "Dieses Taxi haben sie mit dem Fahrer gekapert", sagte Kemen. Sie forderten den Fahrer auf, sie nach Kerpen-Buir zu fahren.

Zu Fuß in die Innenstadt

"Dort bestellten sie von einer Lokalität aus ein weiteres Taxi", sagte Kemen. Sie stiegen mit dem ersten Fahrer in das zweite Taxi ein und ließen sich nach Köln bringen - ob mit dessen Einverständnis, war zunächst unklar. Deshalb könne von einer Geiselnahme vorerst nicht gesprochen werden. "Der zweite Taxifahrer hat von einer Geiselnahme nichts bemerkt", sagte der Polizeisprecher.

Von dem zweiten Taxi ließ sich das Duo zum Bahnhofsvorplatz am Dom chauffieren. Von dort aus seien die Häftlinge zu Fuß in die Innenstadt geflüchtet. Geld haben sie nach Einschätzung der Polizei nicht dabei. Die Taxifahrer seien unverletzt zurückgelassen worden, hätten aber einen Schock erlitten.

Heckhoff 1992 an Geiselnahme beteiligt

Die verurteilten Straftäter saßen in dem Aachener Männergefängnis unter anderem wegen Mordes und Geiselnahme ein. Michael Heckhoff war 1992 an einer Geiselnahme in der sauerländischen Justizvollzugsanstalt Werl beteiligt. Damals hatte er mit einem Mithäftling einen Zahnarzttermin genutzt, um drei Justizbeamte und drei Arzthelferinnen in seine Gewalt zu bringen. Beim Zugriff der Polizei übergoss Heckhoffs Kumpan zwei der Geiseln mit einer brennbaren Flüssigkeit und zündete sie an. Die Frauen erlitten schwere Verbrennungen.

Die Aachener Haftanstalt gilt als eine der modernsten in Europa. Rund 800 Schwer- und Schwerstverbrecher verbüßen dort ihre Freiheitsstrafen.

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dpa/AP/AFP/kat/mikö
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