Ausbruch aus der JVA Aachen:Haftbefehl gegen Justizbeamten

Während von den zwei entflohenen Schwerverbrechern weiter jede Spur fehlt, steht ein Justizbeamter unter dem Verdacht, die beiden mit Waffen versorgt zu haben.

Die beiden Aachener Ausbrecher haben anscheinend fachkundige Hilfe gehabt: Ein Bediensteter der Justizvollzugsanstalt Aachen soll die Gefangenen "vorsätzlich aus der JVA herausgeschleust und mit schussbereiten Dienstwaffen nebst Munition ausgestattet haben". Dies teilte die Düsseldorfer Staatskanzlei mit.

Ausbruch aus der JVA Aachen: Ein Mannschaftswagen der Polizei im Essener Stadtteil Kettwig

Ein Mannschaftswagen der Polizei im Essener Stadtteil Kettwig

(Foto: Foto: dpa)

Der 40 Jahre alte Mann war bereits am Freitag festgenommen worden. Ein Richter erließ nun Haftbefehl. Zur Sache habe der Beschuldigte nichts ausgesagt. Ihm werden unter anderem Gefangenenbefreiung im Amt und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Die Ermittler waren dem Mann nach einer Auswertung von Videoaufzeichnungen auf die Schliche gekommen.

Er werde in eine Justizvollzugsanstalt außerhalb Nordrhein-Westfalens gebracht, so die Staatskanzlei weiter.Trotz zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung und einer auf ganz Deutschland ausgeweiteten Fahndung hat es bislang keine heiße Spur zu den beiden höchstgefährlichen Ausbrechern aus dem Aachener Gefängnis gegeben.

Wie die Ausbrecher zuvor die insgesamt fünf auf dem Weg zur Pforte verschlossenen Türen überwinden konnten, war weiter ebenso unklar wie die Frage, ob sie weitere Helfer hatten.

Trotz zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung und einer auf ganz Deutschland ausgeweiteten Fahndung gibt es derweil weiter keine heiße Spur zu den beiden höchstgefährlichen Ausbrechern aus dem Aachener Gefängnis.

Die für die Koordination der Fahndung zuständige Polizei in Köln rief die Bevölkerung erneut zur Vorsicht auf. Man sei zwar auf Hinweise angewiesen. Aber Leute, die etwas beobachteten, sollten auf keinen Fall den Helden spielen, sondern sich nichts anmerken lassen und schnellstmöglich über die Notrufnummer 110 die Polizei verständigen, sagte ein Polizeisprecher. Die beiden Männer seien schwer bewaffnet und höchstgefährlich.

Im Gegensatz zu den zur Fahndung verbreiteten Bildern hat einer der beiden Ausbrecher seinen Oberlippenbart entfernt. Beide trugen zuletzt identische graue Regenjacken.

Eine konzentrierte Fahndung unter anderem mit Hubschraubern und Wärmebildkameras im Essener Ausflugsgebiet Baldeneysee bis in den Freitagabend hinein hatte keinen Erfolg, wie Polizeisprecherin Marion Henkel sagte.

Spur verliert sich in Essen

Die beiden Flüchtigen, dem wegen Mordes verurteilten Peter Paul Michalski und dem wegen Mordversuchs und Geiselnahme inhaftierten Michael Heckhoff, sind nach Auffassung des Aachener Polizeipräsidenten Klaus Oelze "hochgefährliche Männer - gewaltbereit, gewalttätig und bewaffnet". Gegen beide wurde Sicherungsverwahrung verhängt, so dass sie auch nach Verbüßung ihrer Haftstrafen nicht auf freien Fuß gekommen wären.

Die Schwerverbrecher flohen am Donnerstagabend aus der hochgesicherten Aachener Justizvollzugsanstalt. Dabei überwältigten sie einen Justizbeamten und brachten zwei Pistolen mit je acht Schuss Munition an sich. Zunächst flohen sie per Taxi nach Köln, wo sie am Freitagmorgen eine junge Frau zwangen, sie mit ihrem Auto nach Essen zu fahren.

Die Essener Polizei erklärte, zwei Männer hätten die 19-Jährige in ihre Gewalt gebracht und zu der Fahrt nach Essen gezwungen. An einer Brücke im Ortsteil Kettwig sei der Wagen wegen Spritmangels liegengeblieben. Die beiden Männer seien zu Fuß weiter geflüchtet; die Schülerin sei unverletzt geblieben und wieder frei. Von ihr stammt die neue Personenbeschreibung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: