Ausbrecher Michalski:Taxi vom Mithäftling

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Es gibt einen weiteren Mitwisser: Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein Mithäftling das Taxi für Michalski und Heckhoff gerufen hat.

Offenbar hat nicht nur ein Aushilfsschließer der JVA Aachen den Schwerverbrechern Heckhoff und Michalski bei ihrer Flucht geholfen. Ein Freigänger aus der Justizvollzugsanstalt Aachen hat vermutlich das erste Flucht-Taxi besorgt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt gegen einen 35-Jährigen, der zum Zeitpunkt des Ausbruchs mit einem Taxi von seinem Freigang zurückkehrte.

Die vergitterten Fenster der JVA Aachen sind für Michalski und Heckhoff Geschichte. Sie sitzen jetzt in anderen Gefängnissen und getrennt voneinander ein. (Foto: Foto: dpa)

Dann gab es wohl ein schnelles Umsteigen, denn: Mit eben diesem Fahrzeug flüchteten Michael Heckhoff und Peter Paul Michalski zunächst bis Kerpen-Buir, ehe sie in ein zweites Taxi umstiegen. "Wir gehen davon aus, dass die Ankunft des Taxis just zu diesem Zeitpunkt kein Zufall gewesen sein kann", sagte Oberstaatsanwalt Robert Deller.

Der Tatverdächtige war in dem Haft-Trakt untergebracht, in dem auch der am Sonntag festgenommene Heckhoff und der am Dienstagmorgen gefasste Peter Paul Michalski saßen. Er verbüßte eine Strafe wegen Einbruchdiebstahls. Der Freigang diente als Vorbereitung auf seine bevorstehende Entlassung.

Michael Heckhoff und Peter Paul Michalski sitzen mittlerweile in verschiedenen Gefängnissen ein. Heckhoff soll nach Bochum verlegt worden sein, Michalski nach Bielefeld-Brackwede.

Keine Videobilder von Fluchthelfer

Der wegen Fluchthilfe festgenommene Aachener Vollzugsbeamte schweigt indessen weiter beharrlich. "Er macht keine Angaben zu den Vorwürfen", sagte Oberstaatsanwalt Robert Deller. Der 40-Jährige soll den Schwerverbrechern Michael Heckhoff und Peter Paul Michalski bei der Flucht aus dem - bis dahin als ausbruchsicher geltenden - Gefängnis geholfen haben.

Das nordrhein-westfälische Justizministerium hatte bei der Festnahme des Bediensteten am Freitag auf ausgewertete Videoaufzeichnungen verwiesen. Auf dem Video sei der Mann nicht zusammen mit den beiden Ausbrechern zu sehen, sagte Deller. Weil der Bedienstete von den Kameras wusste, sei er wohl vorsichtig gewesen.

Das Video stamme aus der Eingangsschleuse für Fahrzeuge. "Man sieht den Bediensteten auf dem Video nicht mit den beiden Gefangenen. Man sieht nicht, wie er ihnen die Türen öffnet", gab Deller bekannt. Schatten ließen aber vermuten, dass sich Heckhoff und Michalski hinter ihrem mutmaßlichen Fluchthelfer befanden.

Der Mann habe gegen Sicherheitsvorschriften verstoßen, indem er eine nicht so sichere Tür benutzte und eine Tür sogar hinter sich offenließ. "Er hat wohl gedacht, dass er so mit einem blauen Auge davonkommt", so Deller. Allein mit dem Video sei der Nachweis der Fluchthilfe nicht unbedingt zu führen. Auch von der Waffenübergabe gebe es keine Bilder.

Der Beamte soll die beiden Schwerverbrecher auf dem Weg zur Pforte durch fünf verschlossene Türen geschleust haben und ihnen dann zwei Waffen und Munition gegeben haben. Der Tatverdächtige war auf dem Weg zur Pforte, weil er dort einen Kollegen vertreten sollte. Der musste seine Kontrollrunde um die JVA fahren. Der Eingangsbereich ist in dieser Zeit mit nur einem Pförtner besetzt.

Deller will nun zügig Anklage gegen Heckhoff und Michalski erheben. Die bereits zu lebenslanger Haftstrafe und Sicherungsverwahrung verurteilten Schwerverbrecher Michael Heckhoff und Paul Peter Michalski müssen sich unter anderem voraussichtlich wegen Geiselnahme und schwerer räuberischer Erpressung vor Gericht verantworten.

© sueddeutsche.de/dpa/abis/fvk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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