Aus dem Fenster geworfenes Baby in Berlin:Mutter bleibt in Untersuchungshaft

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Eine 40-Jährige hat gestanden, ihr Kind aus dem Fenster einer Berliner Wohnung geworfen zu haben. Die Behörden wussten seit längerem von Problemen in der Familie, nicht aber von der neuen Schwangerschaft der Frau.

Die Mutter des am Sonntag in einem Innenhof in Berlin-Charlottenburg tot aufgefundenen Babys hat gestanden, das Kind in ihrer Wohnung zur Welt gebracht nd danach aus dem Fenster im fünften Stock geworfen zu haben. Der kleine Junge wurde nur ein paar Stunden alt. Er starb an seinen "multiplen Verletzungen" durch den Sturz aus einer Wohnung im 5. Stock im Berliner Stadtteil Charlottenburg, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Trauer um das tote Baby: Kerzen, Plüschtiere erinnern am Spandauer Damm in Berlin an das Neugeborene, das von seiner 40-jährigen Mutter aus dem Fenster geworfen wurde. (Foto: dapd)

"Es wird wegen Totschlags ermittelt. Die 40-Jährige muss zunächst wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft bleiben", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Die Obduktion des Babys hatte ergeben, dass der Junge vor dem Sturz noch lebte und der Aufprall zum Tod führte. "Zu dem Motiv der Tat haben wir zwar neue Erkenntnisse, die aber sehr privater Natur sind. Deshalb werden wir uns dazu nicht äußern", sagte ein Polizeisprecher.

Anwohnern zufolge hatte die Frau versucht, ihre Schwangerschaft zu verstecken.

Ein 67-jähriger Bewohner des Mietshauses hatte die Leiche des Babys am Sonntag entdeckt, als er um 8.30 Uhr den Müll hinunterbringen wollte. Der tote Säugling lag nach Polizeiangaben in einer blauen Plastiktüte. Die Ermittlungen führten schnell zur Familie der Tatverdächtigen. So wurde das Kind direkt unter den Fenstern der Wohnung der Mutter gefunden. Vor der Wohnungstür wurden blutverschmierte Tücher entdeckt. Ein Spezialeinsatzkommando nahm die Mutter, ihren 44-jährigen Lebensgefährten und ihre 15-jährige Tochter fest.

Lebensgefährte wieder freigelassen

Der Mann, der offenbar der Vater des getöteten Kindes ist, wurde am Sonntagabend wie auch die 15-jährige Tochter wieder freigelassen. Der Lebensgefährte ist den Ermittlern zufolge bereits aufgrund von Gewaltdelikten polizeibekannt. Dabei soll es auch um Kindesmisshandlung gehen. Die Tochter kam laut Polizei bei Verwandten unter.

Die Mutter mache keinen verwirrten Eindruck - "eher einen kühlen", sagte ein Polizeisprecher. Sie habe ausgesagt, weder der Mann noch die Tochter hätten etwas mit dem Tod des Kindes zu tun. Die Frau sei nach der Geburt am Sonntag nur ambulant medizinisch behandelt worden. Die Frau soll bereits mehrere Kinder zur Welt gebracht und dann in fremde Obhut gegeben haben, war in Ermittlerkreisen zu hören. Nach einem Bericht der Bild-Zeitung ist die Frau seit 2007 dem Jugendamt bekannt. "Der letzte Hausbesuch bei der Familie war im September", sagte die Jugendstadträtin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Elfi Jantzen (Grüne), dem Blatt. Von der Schwangerschaft der 40-Jährigen habe das Jugendamt aber nichts gewusst. Die 40-Jährige soll nach Informationen der Zeitung mindestens vier Kinder haben, zwei davon wurden zur Adoption freigegeben.

Erst im vergangenen Jahr hatte eine 20-jährige Frau ihr Neugeborenes in Charlottenburg aus dem Fenster ihrer Wohnung im ersten Stock geworfen. Nachbarn fanden den nackten Säugling am zweiten Weihnachtstag im Schnee und übergaben ihn Ärzten. Der Junge starb einen Tag später an den Folgen einer massiven Unterkühlung. Die Mutter, die als Motiv Überforderung angab, wurde im Juni wegen Totschlags zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

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