Augsburg:Türkische Familie erstochen

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Bei den Toten handelt es sich um ein siebenjähriges Mädchen, dessen Mutter (29), die Großmutter (53) sowie um zwei Männer im Alter von 37 und 25 Jahren. Die Polizei fahndet nach dem 37-jährigen Mann der getöteten Mutter.

Von Guido Kleinhubbert und Hans Kratzer

Ein 24-jähriger Freund der Familie, der im Besitz eines Hausschlüssels ist und regelmäßig bei der Familie zum Essen vorbei kam, entdeckte die blutüberströmten Leichen am Montagnachmittag in einer Doppelhaushälfte im Augsburger Stadtteil Bärenkeller.

Der Tatort: eine Doppelhaushälfte im Augsburger Stadtteil Bärenkeller (Foto: Foto: dpa)

Die Toten, die im ganzen Haus verteilt waren, wiesen schwere Schnittverletzungen auf. Nach Aussagen der Rettungsmannschaften ist die Familie erstochen worden. Die Polizei geht davon aus, dass die fünf Menschen bereits in der Nacht zum Montag ermordet wurden.

Das kleine Mädchen wurde im Kinderzimmer gefunden, eine Leiche lag im Keller. Die genaueren Hintergründe des schrecklichen Verbrechens waren zunächst noch unklar. Am Nachmittag verdichteten sich allerdings die Hinweise darauf, dass es sich bei dem fünffachen Mord um eine Eifersuchtstat handeln könnte.

Nach Gesprächen im Umfeld der Familie leitete die Polizei die Fahndung nach dem 37-jährigen Ali G. ein, der im selben Haus gewohnt habe und in Trennung lebender Ehemann der 29-jährigen Mutter des Mädchens war.

Man wisse noch nicht, ob der Mann der Täter sei, aber er könne auf jeden Fall wichtige Angaben zum Geschehen machen, hieß es von Seiten der Polizei. Die Frau hatte sich gerade von dem Mann scheiden lassen wollen. Vom Rottweiler, den die Familie besaß, fehlt jede Spur. Der mutmaßliche Mörder hat den Hund vermutlich mitgenommen.

Den Einsatzkräften bot sich nach Angaben des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) ein Bild des Grauens. Die Opfer sind mit äußerster Brutalität zu Tode gekommen. Das BRK schickte zur Betreuung der Sanitäter ein achtköpfiges Kriseninterventionsteam zum Ort des Geschehens.

Einsatzkräfte, Passanten, Freunde der Familie und der junge Mann, der den Alarm ausgelöst hatte, mussten psychologisch betreut werden. Eine Nachbarin berichtete, es habe sich um eine sehr ruhige Großfamilie gehandelt. "Man hat kaum etwas gehört von ihnen." Eine andere Nachbarin bestätigte, dass es sich um "sehr freundliche Menschen" gehandelt habe. Die Oma sei jeden Tag mit dem Hund spazieren gegangen, ansonsten habe man sie aber kaum gesehen.

Die Familie habe außerdem noch kein Jahr in dem Stadtteil Bärenkeller im Nordwesten Augsburgs gewohnt, der nach dem Krieg entstanden ist, lange Zeit als Arbeiterviertel galt und heute ein Mittelklasse-Wohngebiet ist. Das Doppelhaus in der Hirschstraße, in dem die Getöteten gefunden wurden, liegt in einer Birkenallee und macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Mordtat war das Haus umringt von Nachbarn, Reportern und Fernsehteams. Die Jalousien waren heruntergezogen, an einem Fenster war noch ein Spielzeug zu sehen. Am späten Nachmittag lagen die Leichen immer noch im Haus, die Spurensicherung war noch nicht abgeschlossen.

Ehekrisen sind häufig Motiv für Familientragödien. In der vergangenen Jahren waren mehrere außergewöhnliche Fälle zu verzeichnen. Im Juni 2003 hatte ein Bauunternehmer im saarländischen Quierschied seine Frau, die beiden Kinder und dann sich selbst getötet.

Kurz zuvor hatte ein Polizist im hessischen Vöhl ebenfalls Ehefrau, zwei Söhne und sich selbst umgebracht. Im Dezember 2000 hatte ein junger Türke in Salzgitter mit gezielten Kopfschüssen sechs Familienmitglieder getötet. Auslöser war damals ein durch Familienstreitigkeiten ausgelöster Racheakt.

© SZ vom 23.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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