Aufklärung:Sexualkunde für Migranten

Aufklärung: Eine der Piktogramm-Varianten: Daumen hoch bedeutet guter Sex.

Eine der Piktogramm-Varianten: Daumen hoch bedeutet guter Sex.

(Foto: Zanzu)

Wie benutzt man ein Kondom? Wie sieht ein Penis aus? Das Portal Zanzu gibt in 13 Sprachen Nachhilfe.

Von Violetta Simon

Wo die Kinder herkommen? Weiß heute jedes Kind. Sollte man meinen. Doch während Aufklärung in den meisten westlichen Kulturen zur Schulbildung gehört, haben Menschen aus anderen Kulturkreisen oft keinen Zugang zu Informationen über sexuelle Gesundheit. Das gilt für Flüchtlinge, in deren Herkunftsländer Sexualkunde oft weder in der Schule noch in Gesellschaft oder Familie einen Platz hat, aber auch für Menschen, die schon länger in Deutschland leben.

Nun gibt es Nachhilfe in Sachen Aufklärung: mit dem Online-Portal Zanzu. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat das ursprünglich in Belgien entwickelte Portal jetzt in Berlin vorgestellt. Die Website will die Menschen ansprechen, ohne ihre Gefühle zu verletzen, und das ist ein Spagat, der schon bei der Darstellung beginnt: Durch die Website führen Piktogramme, die eindeutig, aber auch nicht drastisch sein sollen. Ein aufeinanderliegendes Paar mit einem "Gefällt mir"-Daumen bedeutet zum Beispiel: guter Sex. Dasselbe Bild mit einem Geldschein-Icon heißt: Prostitution.

Durch Anklicken kann man in 13 Sprachen - von Rumänisch über Arabisch bis hin zu Russisch und Albanisch - Informationen zu Körperwissen erhalten, zu Familienplanung und Schwangerschaft, zu Infektionen, Sexualität, Beziehungen und Gefühlen, aber auch zu Recht und Gesetz, etwa zur Pille auf Rezept. Bei Zanzu erfahren die Leser auch, wie ein erigierter Penis aussieht, wo sich das Jungfernhäutchen befindet und wie Selbstbefriedigung funktioniert. Dargestellt wird dies mit Hilfe von Illustrationen.

Dass sich Nutzer brüskiert fühlen könnten, glaubt Christine Winkelmann, Referatsleiterin Prävention der BZgA, nicht. "Die Webseite richtet sich an Erwachsene, und um zu erklären, wie man ein Kondom anwendet, muss man nun mal einen Penis zeigen", sagt die Ärztin. Bilder seien eben die einzige Alternative zur Sprache, um komplexe Inhalte verständlich zu machen. Außerdem seien bei der Umsetzung kulturelle und religiöse Befindlichkeiten beachtet und mit Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen getestet worden, sagt Winkelmann. "Die Darstellungen wurden als angemessen empfunden, die Rückmeldungen von den Ärzten waren durchwegs positiv."

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