Süddeutsche Zeitung

Atomkatastrophe in Fukushima:"Es muss ein großes Loch geben"

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Extrem heiße Brennstäbe haben in Fukushima offenbar die Hülle eines Reaktors beschädigt, radioaktives Wasser tritt aus. Die Arbeiten am Katastrophen-AKW könnten sich nun verzögern.

Bei der Atomkatastrophe in der japanischen Nuklearanlage Fukushima haben extrem heiße Brennstäbe offenbar die Hülle eines Reaktors beschädigt. "Es muss ein großes Loch geben", sagte ein Manager der Betreiberfirma Tokyo Electric Power (Tepco).

Nach Reparaturarbeiten am Reaktor 1 wurde demnach in dieser Woche festgestellt, dass der Kühlwasserstand im Druckbehälter fünf Meter unter dem Normalwert liegt. Das Leck sei schätzungsweise mehrere Zentimeter groß. Es sei wahrscheinlich, dass die Brennstäbe freigelegen hätten.

Wenn - was niemand weiß - noch intakte Brennstäbe existieren, liegen sie vollkommen frei und sind damit ungekühlt. Teile der Brennstäbe seien auf jeden Fall geschmolzen, die Schmelze lagere am Boden des Druckbehälters, so ein Tepco-Sprecher.

Nach Darstellung von Tepco sind die Versuche, den Druckbehälter von außen zu kühlen, aber erfolgreich. In Siedewasserreaktoren wie in Fukushima wird Wasser zur Kühlung und zur Abschirmung vor Strahlung verwendet. Nach dem Erdbeben vom 11. März fielen die Kühlsysteme aus, so dass sich Reaktoren und verbrauchte Brennstäbe erhitzten und Strahlung in die Umwelt freigesetzt wurde.

Mit der Entdeckung des neuen Lecks könnten sich die Arbeiten zur Stabilisierung der Lage in Fukushima verzögern. Durch austretendes radioaktives Wasser besteht Gefahr für den nahen Pazifik und das Grundwasser. Wegen der hohen Strahlung sei es für Arbeiter schwierig, die Anlage zu überprüfen, erklärte Tepco.

Vergangene Woche hatte die Firma einen Masterplan vorgelegt: Dazu gehörte, aus Reaktor 1 der Anlage eine Art "Wasser-Sarkophag" zu machen. Die Hülle um den Reaktordruckbehälter sollte zur Kühlung des Kerns komplett geflutet werden. Damit wäre der innerste, gefährlichste Teil der Anlage komplett von Wasser umgeben.

Einige Experten hatten seit Tagen vor möglichen katastrophalen Folgen des geplanten Flutens gewarnt. Nun kündigte die Firma an, den Plan zu überarbeiten.

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