Asylbewerber in Deutschland:Auch Prominente dürfen Gutes tun

Ehepaar Ferres und Maschmeyer beherbergt Flüchtlinge

Der Unternehmer Carsten Maschmeyer mit zwei Flüchtlingsfamilien aus Syrien in seiner Villa in Hannover.

(Foto: dpa)

Wenn Stars Flüchtlingen helfen, werden sie dafür oft mit Häme überschüttet. Doch die öffentliche Hilfsbereitschaft ist ein wichtiges Zeichen.

Kommentar von Ulrike Heidenreich

Anheimelnder Advent - es sind dies die Tage, in denen die Prominenten ihre Häuser und Herzen öffnen. Für Homestories zeigen sie hübsche Weihnachtsdeko auf dem Kaminsims und backen Plätzchen. Fotografen tauchen die Szenen ins warme Licht.

Gehört ein Flüchtling inzwischen zum Lifestyle?

An den reich gedeckten Tischen jener Menschen, die in Deutschland durch ihre Sanges- oder Schauspielkunst auffällig geworden sind, sitzen in diesem Jahr auffällig oft Flüchtlinge. Meist sind es Syrer, im besten Fall eine ganze Familie. Man betrachtet diese Hochglanzbilder stets mit einer gewissen Ambivalenz. Schmückt sich hier jemand mit Hilfsbereitschaft? Gehört ein Flüchtling inzwischen zum Lifestyle? Eine Polemik, die nahe liegt - doch sie ist fehl am Platz.

Aus welchen Gründen auch immer Prominente helfen: Sie nutzen ihre Strahlkraft und ihr Vermögen so, wie sie es tun sollten. Am Dienstag in der Bild-Zeitung zum Beispiel: Da kuschelt sich der kleine Samii aus Syrien in den Arm der Schauspielerin Veronica Ferres. Flankiert wird sie von ihrem Mann Carsten Maschmeyer und zwei kompletten Flüchtlingsfamilien. Die leben alle bei Ferres/Maschmeyer unterm Dach.

Es ist ja viel Platz da. Maschmeyers Ruf als Unternehmer ist zugegebenermaßen etwas ramponiert, aber das tut hier nichts zur Sache. Es zählt, was hilft: Nämlich, dass die Kinder, mit denen er sich im Wohnzimmer fotografieren lässt, nicht in einer Turnhalle kampieren müssen. Und dass die Familien ehrliche, praktische Hilfe im Hause Ferres/Maschmeyer erfahren.

"Tue Gutes und rede darüber"

"Tue Gutes und rede drüber " - dieser Spruch erhält besondere Bedeutung bei Hilfsaktionen durch Menschen, die aus beruflichen Gründen durchaus an einem guten Image interessiert sind. Denn sie stellen die Gesellschaft dar, viele orientieren sich an ihnen. Es ist viel gewonnen, wenn nur ein Leser der bunten Blätter sagt: Ich helfe auch, ich habe noch ein Zimmer frei.

Nicht alle tragen diese Form der Hilfsbereitschaft zu Markte, sie fällt aber auf. Nur weil die Nachbarn tuschelten, wer denn da bei Sarah Connor lebe, ging die Sängerin an die Öffentlichkeit. In der Zeit berichtete sie über die Mutter von fünf Kindern, die in der Einliegerwohnung jede Nacht um ihren Mann weint. Und selbst der Bild-Chefredakteur sowie der Springer-Vorstandschef gingen nicht damit hausieren, dass sie in ihren Gästewohnungen geflüchtete Familien untergebracht haben. Wenn es aber herauskommt, schadet das niemandem.

Villenbesitzer haben einen Heimvorteil

Einerseits haben die Villenbesitzer einen Heimvorteil. Wenn sie beim Amt vorsprechen, geht alles sehr schnell. Die vorgeschriebenen Raumhöhen für eine Flüchtlingsherberge dürften für sie das geringste Problem sein. Denn nicht so namhafte Helfer, die schlotternde Kinder aus der unwürdigen Warteschlange beim Berliner Lageso wegholen wollen, scheitern an der Bürokratie. Sie müssen aufgeben, wenn ihre Zimmer nicht die nötigen 2,50 Meter hoch sind. Das ist eine Schande.

Die Prominenten erleben andere Kehrseiten. Der Sänger Heinz Rudolf Kunze - er sammelt Instrumente für Geflüchtete -, klagt, es komme immer irgendwo der "Dreckswind" her, sobald Prominente etwas Gutes tun. Regelmäßig erlebt diese Shitstorms der Schauspieler Til Schweiger. Ihm ging die Hetze gegen Ausländer so nahe, dass er spontan ankündigte, ein "Vorzeige-Flüchtlingsheim" zu bauen. Die Häme war groß, als das nicht so einfach klappte. Dafür hat er eine Stiftung ins Leben gerufen, mit Mitstreitern wie Jan-Josef Liefers und den Fantastischen Vier. Das sind Namen, mit denen viele etwas anfangen können, das schafft Verständnis.

Bei der "Bambi"-Verleihung wurden die unzähligen Helfer der Flüchtlinge als stille Helden geehrt. Eine feine Geste. Das nächste Mal darf es gerne auch einen Flüchtlings-"Bambi" für Prominente geben.

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