Sternenhimmel Juli:Wie der Skorpion seine Scheren verlor

Lesezeit: 2 min

Im Süden blinkt Antares, das Herz des Sternbildes Skorpion. (Foto: M. Rothe)

Am nächtlichen Juli-Himmel ist das Sternbild gut zu sehen. Es ist aber nur eine geschrumpfte Version, in der Antike bestand es aus wesentlich mehr Sternen - bis die Römer Hand anlegten.

Von Helmut Hornung

Highlight: Nach Einbruch der Dunkelheit blinkt nicht sehr hoch im Süden der orangefarbene Antares. Er sitzt am Fußpunkt eines Fächers, den mehrere recht helle Sterne aufspannen. Antares, was so viel wie "Gegenmars" bedeutet, markiert das Herz eines Skorpions, den die Menschen schon vor Tausenden Jahren in dieser Konstellation sahen. Sie gehört zu den Sternbildern des Tierkreises und war ursprünglich viel größer. Die Römer jedoch zwackten dem Skorpion die Scheren ab und schlugen sie dem Bild Waage zu. Und vor hundert Jahren ordnete die Internationale Astronomische Union das Firmament neu und verlegte einen Teil des Skorpions in den benachbarten Schlangenträger. Damit schrumpfte das kosmische Spinnentier so weit zusammen, dass die Sonne auf ihrer scheinbaren Bahn über die Himmelskugel jedes Jahr im November nur ungefähr sechs Tage braucht, um die Figur zu durchwandern. Die hat zudem eine wechselvolle Mythologie. Im mesopotamischen Gilgamesch-Epos etwa bewachen Skorpionmenschen den Eingang zu einem Berg, den der Held auf der Suche nach einem seiner Vorfahren durchqueren muss. Bei den alten Griechen tötet der Skorpion den Orion. In einer Version der Sage soll die Göttin Artemis das Tier ausgesandt haben, um sich gegen die massiven Nachstellungen des Himmelsjägers zu wehren; in einer anderen Geschichte war es die Erdgöttin Gaia, die den Skorpion auf Orion ansetzte, um ihn für seinen Hochmut zu bestrafen.

Im Nordwesten ist der Große Wagen gut zu erkennen. (Foto: M. Rothe)

Sterne und Sternbilder: Neben dem Skorpion schimmern die Tierkreisbilder Schütze und Steinbock über dem Horizont. Hoch am südöstlichen Himmel leuchten die Sterne des Sommerdreiecks: Atair im Adler, Deneb im Schwan und Wega in der Leier. Die südliche und südwestliche Bühne nehmen Herkules, Krone und Bootes mit dem hellen Arktur ein. Knapp über dem Horizont blinkt Spika. Der Große Wagen rollt im Nordwesten dahin, ihm gegenüber - sozusagen auf der anderen Seite des Polarsterns - steht die Kassiopeia. Im Nordosten funkelt die Sternenkette der Andromeda, an die sich das große Rechteck des Pegasus anschließt.

Planeten, Mond, Meteore: Merkur bleibt auch in diesem Monat verschwunden, Venus geht am frühen Morgen auf, Mars und Jupiter klettern gegen Mitternacht über den Osthorizont. Der Ringplanet Saturn kommt bereits in den späten Abendstunden in den Blick. Im ersten Viertel steht der Mond am 7., Vollmond ist am 13., letztes Viertel am 20. und Neumond am 28. Juli. In der Nacht zum 30. Juli erreichen die Juli-Aquariden ihr Maximum, stündlich blitzen etwa 20 Sternschnuppen auf. Am 4. Juli durchläuft die Erde mit 152,098 Millionen Kilometern den größten Abstand zur Sonne.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Serie "Ein Anruf bei"
:"Benutzen Sie auf jeden Fall Alufolie!"

In Kärnten ist ein 120 Kilogramm schwerer Meteorit eingeschlagen. Und Geologe Ludovic Ferrière bittet die Bevölkerung, ihn zu suchen.

Von Martin Zips

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: