Asien:Die Show muss weitergehen

Wie die japanische Boy-Band "SMAP" das Land in Atem hält und was die Mafia und eine bemutternde Managerin damit zu tun haben.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Für Millionen Japanerinnen und auch viele Männer brach vergangene Woche eine Welt zusammen, als Sports Nippon den "größten Scoop in 20 Jahren" feierte: Die Boulevardzeitung schrieb, SMAP löse sich auf. Erst am Montagabend, als die populärste Boy-Band Asiens in ihrer eigenen Fernsehsendung "SMAP X SMAP" die Trennung dementierte, ging ein Seufzer der Erleichterung durchs Land. Am Dienstag sagte sogar Premierminister Shinzo Abe, er sei froh, dass die fünf zusammen weitermachen.

Die inzwischen über 40-jährigen "Prinzen des japanischen Showbusiness" tingeln seit 18 Jahren durch die Konzerthallen, tanzen und treten als Komiker und in Filmen auf. Sie kochen sogar, jedenfalls für die Kamera. Ihr Outfit wirkt im normierten Japan attraktiv unkonventionell; und doch konventionell genug, um den Massen zu gefallen.

Mit ihrem Standard-Pop haben sie 35 Millionen CDs verkauft, sie warben für Coca-Cola und Toyota. Auch in China sind sie erfolgreich - in Peking besuchten 40 000 Menschen ihr Konzert. Als der damalige chinesische Premier Wen Jiabao Tokio besuchte, traf er sich auch mit SMAP, was für "Sports Music Assemble People" steht.

Japan ist bekannt für seine Jungmädchen-Bands, die auf die Fantasien von Männern mittleren Alters abzielen. Die Japanerinnen sind jedoch die treueren Musikfans, sie haben auch mehr Zeit. Vor Tokios "Theatre Creation" stehen nahezu täglich weibliche Fans jeden Alters Spalier, um ihre SMAP-Lieblinge aus dem Taxi im Bühneneingang verschwinden zu sehen. Viele kennen kein Leben ohne die Band, sie haben schon als Teenager für die Boys geschwärmt. Das erklärt ihr Entsetzen, als das Ende der Band verkündet wurde. Für Japans Unterhaltungsindustrie sei dies "ein großer finanzieller Verlust", meinte der Showbiz-Reporter Kosuke Abe. Selbst Taiwan und China würden es spüren.

Japanese Pop Band SMAP Beijing Concert

"Prinzen des japanischen Showbusiness": die fünf Musiker von SMAP.

(Foto: Li Xueshi/AP)

Grund der Beinahe-Trennung war demnach ein Konflikt zwischen Michi Iijima, der langjährigen Managerin der fünf, die ihre Boys angeblich bemutterte, und dem 87-jährigen Agenturinhaber Johnny Kitagawa, einem der mächtigsten Männer von Japans Showbusiness. Dem Mann wird viel Übles nachgesagt. Jedenfalls hatten vier Bandmitglieder seine Agentur "Johnny & Associates" verlassen wollen. Im Fernsehen aber entschuldigten sich alle fünf, sie verbeugten sich und versicherten, sie blieben zusammen. "Die fünf Großväter des Boy-Band-Phänomens", wie man sie in Japan auch nennt, bestätigten die Fast-Trennung jedoch mit grimmiger Miene. Und provozierten damit Spekulationen, die Agentur habe sie zum Bleiben gezwungen.

Wie meist in Japan musste also die Frau weichen. Dem naheliegenden Vorschlag, SMAP hätte mit Frau Iijima die Agentur wechseln sollen, halten die Internet-Chatter entgegen, "Johnny" habe den SMAP-Boys, als sie die Agentur früher einmal verlassen wollten, gedroht, sie würden "garantiert nie mehr im Showbiz auftreten". Gerüchten zufolge ist die Agentur, wie überhaupt das japanische Showgeschäft, eng mit der Yakuza verflochten, der japanischen Mafia.

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