Neben dem Känguru ist der Koala so etwas wie ein Markenzeichen für den australischen Kontinent. Ein einprägsames Logo, das einem zum Beispiel bei der Fahrt über den "Pacific Highway" an der Ostküste ständig auf gelben Warnschildern begegnet. Nur: Links und rechts vom Asphalt ist von Koalas keine Spur. Vom Pazifik übrigens auch nicht.
Die träge und langsam wirkenden Tiere in Freiheit zu sehen, das wird in Down Under zum immer selteneren Erlebnis. Die Zersiedelung hat die Lebensräume der einst endemischen Beuteltiere vor allem an der Ostküste kaputt gemacht. Wo die gemächlichen Eukalyptus-Blattfresser einst von einem Baum auf den nächsten kletterten, finden sich heute mal ein Einkaufszentrum, mal ein Eigenheim - oder einfach nur Straßen, welche die Natur zerschneiden. Für die Tiere bedeutet das nicht selten den Hungertod, sofern sie nicht schon zuvor unter einem Autoreifen gelandet sind.
Laut offiziellen Statistiken ist in den Bundesstaaten Queensland und New South Wales die Zahl der Koalas zwischen 1990 und 2010 um 42 Prozent zurückgegangen. Im besonders besiedelten Gebiet südlich der Stadt Brisbane wurde gar ein Rückgang von 68 Prozent festgestellt. Nun erklärte Australien die Koalas zur bedrohten Tierart. Wer einen lebenden Koala sehen will, der muss auch dort am besten in den Zoo gehen.
Raubbau an der Natur
Im Bundesstaat Queensland ist die Situation besonders schlimm. "Bulldozer zerstören pro Tag eine Fläche Wald von der Größe von 1300 Einfamilienhäusern mit Garten", sagt Martin Taylor, Wissenschaftler bei der Umweltorganisation WWF. Unter der alten, ultra-konservativen Regierung von Queensland blühte der Raubbau besonders. Zehntausende Hektar sind den schweren Fahrzeugen der Bauunternehmen und Bauern mittlerweile zum Opfer gefallen - und mit ihnen mehr als 200 verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Eben auch der Koala.
Einst sollen Koalas als Vorbild für den Teddybären gedient haben. Obwohl sie gar keine Bären sind, sondern Beuteltiere wie Kängurus. Der WWF jedenfalls warnt: Koalas seien inzwischen auf dem Kontinent in fast allen ihren Lebensgebieten gefährdet. Zwar gibt es an einzelnen Orten noch große, fast zu große Vorkommen. Etwa auf der südaustralischen Känguru-Insel, wo Koalas ursprünglich gar nicht vorkamen. Doch eine Umsiedlung ist quasi unmöglich. Die Blattfresser sind nämlich nicht nur heimatverbunden, sondern in Nahrungsfragen auch äußerst wählerisch. Kaum eine der 700 verschiedenen in Australien vorkommenden Eukalyptusarten kommt für ihren Verzehr überhaupt infrage.
Und so fürchtet Australien nicht nur um sein Wappentier. Es fürchtet auch um einen Devisenbringer.