Armut:Bolivien erlaubt Kinderarbeit ab zehn Jahren

Bislang durften Kinder in Bolivien ab 14 Jahren zur Arbeit gehen. Nun hat das Parlament ein Gesetz verabschiedet, wonach Ausnahmen schon ab zehn Jahren möglich sind. Dass Präsident Evo Morales zustimmt, ist sicher: Er gilt als Befürworter - wegen seiner eigenen Kindheit.

  • Boliviens Parlament billigt Gesetz zu Kinderarbeit ab zehn Jahren
  • Staatschef Evo Morales gilt als Fürsprecher von Kinderarbeit
  • Maßnahme soll extreme Armut bekämpfen

Parlamentsbeschluss in Bolivien zu Kinderarbeit

Das bolivianische Parlament hat Kinderarbeit ab einem Alter von zehn Jahren offiziell genehmigt. Die Abgeordneten billigten ein neues Gesetz, demzufolge Unternehmen lediglich die körperliche und geistige Gesundheit ihrer jungen Arbeitskräfte garantieren und deren Ausbeutung verhindern müssen. Zwar liegt das offizielle Mindestalter bei 14 Jahren - allerdings ist im Ausnahmefall auch die Beschäftigung von Zwölfjährigen erlaubt. Selbständig dürfen Minderjährige gemäß Parlamentsbeschluss künftig schon ab zehn Jahren arbeiten.

Arbeit in Minen und bei der Zuckerrohrernte ist verboten

Das neue Kinderarbeitsgesetz verlangt für Unter-14-Jährige die Freiwilligkeit des Kindes sowie die Zustimmung der Eltern und eines Ombudsmannes. "Dann wird die entsprechende Anfrage beim Arbeitsministerium hinterlegt", sagte Senator Adolfo Mendoza, der die Novelle mit vorangetrieben hatte. So dürfen sich Kinder ab zehn Jahren in den festgelegten Ausnahmefällen selbst verdingen, Zwölfjährige auch angestellt werden. Das Gesetz schreibt den Arbeitgebern vor, dass diese die körperliche und geistige Gesundheit ihrer jungen Arbeitskräfte garantieren und deren Ausbeutung verhindern müssen. So ist eine Arbeit von Kindern unter anderem in Minen und bei der Zuckerrohrernte verboten. Unter der bisherigen Regelung waren keine Ausnahmen vom Mindestalter ab 14 Jahren erlaubt. Kritiker nannten dies realitätsfern, da viele Kinder in Bolivien aus finanzieller Not heraus schon früh zum Familieneinkommen beitragen müssten.

Maßnahme soll Übergangsregelung sein

Die Neuregelung solle nun dabei helfen, das Land bis zum Jahr 2025 von extremer Armut zu befreien, sagte der Abgeordnete Javier Zavaleta. Bestenfalls werde Kinderarbeit schon ab 2020 nicht mehr nötig sein.

Boliviens Staatschef hat selbst als Kind in Ziegelbrennerei gearbeitet

Das neue Gesetz muss nur noch von Präsident Evo Morales in Kraft gesetzt werden, der sich in der Vergangenheit als Fürsprecher von Kinderarbeit unter 14 Jahren positioniert hatte. Der Staatschef war in seiner Kindheit selbst als Hilfskraft in einer Bäckerei beschäftigt und verdingte sich bei der Herstellung von Bauziegeln. Mit fünf Jahren begleitete er seinen Vater zur Zuckerernte nach Argentinien, als Teenager spielte Morales Trompete auf der Straße und verdiente sich so etwas dazu.

Mehr als 800 000 Kinder in Bolivien gehen nicht zur Schule

Bolivien ist das ärmste Land Südamerikas. In dem Andenstaat gehen offiziellen Angaben zufolge 850 000 Kinder zum Arbeiten anstatt zur Schule. Weltweit trifft das laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) auf 168 Millionen Minderjährige zu.

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