In Argentinien hat der Fall einer vergewaltigten Elfjährigen, die ein Kind zur Welt gebracht hat, Empörung ausgelöst. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft den Gesundheitsbehörden des Landes vor, dem Mädchen eine legale Abtreibung verwehrt zu haben. Damit habe man die Rechte des Mädchens schwer verletzt, heißt es in der Erklärung Amnestys.
Die Elfjährige hatte in einem Krankenhaus in der nordargentinischen Provinz Tucumán in der 23. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt entbunden. "Wenn wir sie nicht operiert hätten, wäre sie gestorben", erklärte eine behandelnde Ärztin. Ihr Körper sei noch nicht reif für eine Schwangerschaft gewesen. Das nur 600 Gramm schwere Baby habe nur geringe Überlebenschancen, sagte die Ärztin. Die Elfjährige befinde sich "in zufriedenstellendem Gesundheitszustand". Das Mädchen soll von dem 66-jährigen Partner seiner Großmutter wiederholt vergewaltigt worden sein.
Gustavo Vigliocco zufolge, dem Gesundheitsminister von Tucumán, habe die Elfjährige darauf bestanden, das Kind zur Welt zu bringen, berichtet der Guardian. Menschenrechtler widersprechen dieser Darstellung. Sie werfen der Regierung vor, den Fall für politische Zwecke zu missbrauchen. Argentinien ist gespalten, was Schwangerschaftsabbrüche betrifft. 2018 wurde ein Gesetz für ein liberales Abtreibungsrecht im Parlament knapp abgewiesen.
Abtreibungen gelten in Argentinien somit weiter als Straftat. Sie sind nur in zwei Ausnahmefällen erlaubt: nach einer Vergewaltigung oder bei Lebensgefahr der Mutter. In besonders konservativen Provinzen ist es aber schon vorgekommen, dass man sich nicht an die Vorgaben gehalten hat.