Argentinien:Hochzeit von Lionel Messi: Feiern unter Polizeischutz

  • An diesem Freitag heiratet Lionel Messi seine Jugendliebe Antonella Roccuzzo.
  • Die Feier findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.
  • Der Ort der Hochzeit ist der mit der höchsten Mordrate Argentiniens.

Von Boris Herrmann, Rio de Janeiro

Zur Hochzeit des besten Fußballers der Welt sind 1200 Menschen eingeladen, der Bräutigam hat seiner Braut ein Fest versprochen, wie es Argentinien lange nicht mehr gesehen hat. Am Ort der Veranstaltung haben bereits Liza Minnelli, Frank Sinatra und Papst Johannes Paul II. Massen begeistert oder Messen gelesen. Das Brautpaar lässt sich unter anderem einen Pferdekopf aus Edelkristall schenken, der an die 120 00 Dollar kosten soll. Um die illustre Hochzeitsgesellschaft aus aller Welt einfliegen zu lassen, hat der Gastgeber angeblich einen Jumbo-Jet für eine halbe Million Dollar gechartert. Es ist ein internationales Großereignis, dessen Glamour allenfalls dadurch getrübt wird, dass drei der berühmtesten geladenen Gäste sich höflich entschuldigen lassen: Silvio Berlusconi, Fidel Castro und Carlos Menem, Präsident von Argentinien.

So war das damals, im November 1989, als Diego Armando Maradona seine langjährige Freundin Claudia Villafañe in der größten Mehrzweckhalle von Buenos Aires heiratete. Gemessen daran hat Lionel Messi für diesen Freitag eine intime Feier im kleinen Kreis vorbereitet.

250 Freunde und Verwandte sind bei Messi eingeladen. Auch der jetzt beste Fußballer der Welt wird sich mit seiner Jugendliebe vermählen, sie heißt Antonella Roccuzzo, und auch er lässt sich in seiner Heimat trauen: in Rosario, der drittgrößten Stadt Argentiniens. Dort werden keine Staatspräsidenten oder Halbdiktatoren erwartet und vermutlich auch keine Pferdeköpfe verschenkt. Messi ist im Gegensatz zu dem ausschweifenden Maradona ein stiller, häuslicher, scheuer Mensch. Über sein Privatleben ist wenig bekannt, er wird eher als der Realität entrückter Tore-Roboter wahrgenommen. Trotzdem - oder gerade deshalb - wird die Trauung des fünfmaligen Weltfußballers und nicht ganz so erfolgreichen Steuerzahlers von einem medialen Gewese begleitet, das selbst Maradonas Sause erblassen lässt.

155 Journalisten haben sich für die Feier im "Hotel Casino Pullmann City Center" von Rosario akkreditiert. Sie müssen sich in einer eingegatterten Mixed-Zone aufhalten, wie die Sportreporter beim Fußball. Es heißt, Messi, 30, und Roccuzzo, 29, wollten größtmögliche Privatsphäre, mehrere örtliche Fernsehsender haben angekündigt, zur Not mit Drohnen zu arbeiten, um ihre Zuschauer zu versorgen. Der Ablauf der Zeremonie sollte streng geheim sein, aber irgendwie gelangte bereits das komplette Hochzeitsmenü an die Öffentlichkeit. Das Brautpaar hat sich demnach für ein "sehr ausgewogenes Angebot" aus argentinischen und internationalen Spezialitäten entschieden. Als Vorspeise wird unter anderem Chop Suey mit Hühnerfleisch angeboten. Der Hauptgang ist für die heimische Grillkunst reserviert, inklusive Nierchen und Kutteln. Jederzeit können sich die Gäste an einer Sushi-Station bedienen.

Maradona soll nicht auf der Gästeliste stehen

Noch nicht vollends ausrecherchiert ist dagegen die Gästeliste. Wobei als unumstritten gilt, dass eine stattliche Delegation von Messis Verein FC Barcelona dabei ist. Darunter der Abwehrmann Gerard Piqué mit seiner singenden Freundin Shakira sowie die Stürmerkollegen Neymar (derzeit offenbar Single) und Luis Suárez, dessen Ehefrau Sofía Balbi mit Antonella Roccuzzo in Barcelona ein nicht allzu günstiges Schuhgeschäft betreibt. Auch ehemalige Mitspieler und Branchengrößen wie der Spanier Xavi Hernández oder der Brasilianer Ronaldinho werden in übereinstimmenden Hochzeitsvorberichten genannt, im Gegensatz zu Barcelonas aktuellem Trainer Luis Enrique. Das ist ohnehin die interessantere Frage: Wer nicht kommt - oder kommen darf. Maradona, zum Beispiel. Das will die Tageszeitung La Nación erfahren haben. Dabei kennen sich die beiden Dribbelkönige gut, Maradona war Messis Trainer in der Nationalmannschaft.

Dem Vernehmen nach stehen dafür wiederum 20 Friseure bereit, um den Gästen an Ort und Stelle eine repräsentative Hochzeitsfrisur zu gestalten (und es ist im Sinne aller zu hoffen, dass jener Coiffeur nicht dabei ist, der Messi im vergangenen Jahr seine wasserstoffblonde Tolle verpasste). Des Weiteren werden die 250 Feiernden von angeblich 300 Polizisten, Soldaten und Bodyguards umsorgt. Dass für diese Party ähnliche Sicherheitsvorschriften gelten wie für einen G-20-Gipfel, liegt nicht nur an der Einladungsliste, sondern auch an den Zuständen in der Heimatstadt des Brautpaares. Rosario ist der Ort mit der höchsten Mordrate Argentiniens. Fußläufig zum Hotel liegen die Armensiedlungen Las Flores und La Granada, die von der berüchtigten Drogendealer-Bande Los Monos kontrolliert werden.

Obwohl Messi seit 16 Jahren in Katalonien lebt, ist er für wichtige Privattermine stets nach Rosario zurückgekehrt. Hier wurden auch seine beiden Söhne Thiago und Mateo getauft. Die Traufeier an diesem Freitag findet wohl in der Kathedrale von Rosario statt. Bürgermeisterin Mónica Fein ist sich sicher, dass der berühmteste Sohn ihrer Stadt (neben Che Guevara) sich nichts sehnlicher wünscht, als seinen Freunden aus aller Welt endlich einmal jene Heimat zu zeigen, "die er so liebt". Tatsächlich soll es eine Stadtführung für die Freunde geben, natürlich auch begleitet vom großen Security-Aufgebot. Aber nicht wegen der Banditen, sondern wegen der Kameradrohnen.

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