Area 51 in Nevada:Nichts als Aliens

Little Aleinn bar, shop and motel in Rachel, Nevada, a popular place for space and aviation enthusiasts to visit in hopes to observe some of the exotic and possibly 'alien' flying machines said to appear in the vicinity of officially non-existent 'Area 51

Marketing-Gag: Das Motel "Little A'Le'Inn" nahe der Area51 heißt nicht nur Außerirdische willkommen.

(Foto: mauritius images)

Die Area 51 im US-Bundesstaat Nevada ist ein Sehnsuchtsort für Ufologen, Science-Fiction-Fans und Verschwörungstheoretiker.

Von Sofia Glasl

Es gibt Geheimnisse, die heißen so, weil sie tatsächlich etwas verbergen, und deren Lüften einen allgemeinen Aufschrei oder zumindest ein Staunen hervorruft.

Aber es gibt auch Geheimnisse, die so offen sind, dass ihre Enthüllung lediglich ein zustimmendes Nicken oder gar Schulterzucken auslöst. Die Area 51 im US-Bundesstaat Nevada, etwa 200 Kilometer nordwestlich der Glücksspielhochburg Las Vegas, lässt sich zu beiden Phänomenen zählen.

Jeder weiß, dass es sie gibt, doch was hier in der Mojave-Wüste tatsächlich geschieht, darum ranken sich viele Mythen und Verschwörungstheorien.

Das etwa 100 Quadratkilometer große Areal, das einen kleinen Teil des Air Force Übungsgeländes Nellis ausmacht, befindet sich auf dem ausgetrockneten Salzsee Groom Lake inmitten eines Talkessels. Gut abgeschottet durch Bergketten und ein mehrstufiges Sicherheitssystem, wurden hier im Zweiten Weltkrieg Schießübungen abgehalten, auch für Atombombenversuche wurde das Gelände genutzt.

Seit 1955 entwickelt und testet hier die Firma Lockheed (heute: Lockheed Martin) neue Flugzeuge für die US Air Force. Im Kalten Krieg wurden aus Angst vor russischen Aufklärungsflugzeugen falsche Flugzeugschatten auf die Start- und Landebahnen gemalt, damit auf etwaigen Fotos nicht die richtigen Umrisse der neuen Modelle zu sehen sind.

Die legendären U-2-Spionageflugzeuge wurden hier entwickelt, von 1962 an die Mach-3-Flugzeuge A-12 Oxcart und die SR-71 Blackbird. Selbst Satellitenfotos wurden bis vor Kurzem geschwärzt, so geheim ist dieser Ort.

Täglich gehen Flüge dorthin, die Abflughalle ist auf keiner Karte verzeichnet

Mehr als tausend Mitarbeiter sind fest beschäftigt, täglich gehen zwölf Linienflüge für Pendler aus Las Vegas zum eigens errichteten Flughafen der Nevada National Security Site, der seit 2008 einen eigenen Flughafen-Code hat: KXTA. Scherzhaft wird von JANET-Flügen gesprochen. Das steht für "Just another non existent terminal - noch so ein nicht existierendes Terminal".

Die Abflughalle ist auf keiner offiziellen Karte verzeichnet. Die Flugzeuge der Linie sind schlicht weiß mit einem roten Streifen lackiert, tragen kein Logo und haben in Las Vegas immer Vorrang. Die Betreiberfirma hält sich natürlich bedeckt, doch das Flughafenpersonal verplappert sich ab und an über die Sonderflüge. Was innerhalb der Area 51 passiert, das vermögen sie auch nicht zu sagen.

Welch ein Aufschrei, als der ehemalige Air-Base-Mitarbeiter Robert Lazar 1989, angeblich zum Selbstschutz, ein TV-Interview gab. Darin behauptete er, bei der Arbeit auf dem Testgelände Fotos von Ufos und Aliens gezeigt bekommen und in Reverse-Engineering-Programmen mitgearbeitet zu haben, also der Nachkonstruktion außerirdischer Flugobjekte.

Ufologen sahen sich durch diese Behauptungen bestätigt, denn seit den Sechzigerjahren hatten sich in Nevada Ufo-Sichtungen gehäuft. Das 1947 angeblich bei Roswell, New Mexico, abgestürzte Ufo und dessen Passagiere sollen ebenfalls in der Area 51 gelagert und erforscht werden. Dabei wurde dieser Zwischenfall längst aufgeklärt - das vermeintliche Raumschiff war ein abgestürzter Heißluftballon, und die meisten Ufo-Sichtungen entpuppten sich als Lichtreflexionen der Testflugzeuge.

Doch das änderte nichts an der Beliebtheit der Ufo-Geschichten. Logische Erklärungen wurden als Vertuschung abgetan. So wurde die Area 51 in der Popkultur zu einer Art Sternentor in ferne Galaxien stilisiert. Sei es in der Mystery-Serie "Akte X", die dem Areal eine Doppelfolge widmete, oder in Science-Fiction-Komödien wie der "Men in Black"-Reihe, in der die Area 51 als interstellarer Flughafen und Schaltzentrale der sagenumwobenen Männer in Schwarz ist.

Selbst James Bond lief in "Diamantenfieber" über das Gelände und streifte sogar die angeblich dort angesiedelten Filmstudios. Stanley Kubrick soll darin die Mondlandung inszeniert haben, so eines der fantasievollsten und beständigsten Gerüchte.

Der Mythos zieht natürlich Schaulustige und Fans an. Die momentan knapp 100 Einwohner der einzigen nahe gelegenen Ortschaft Rachel versuchen Kapital aus all den Ufologen, Science-Fiction-Fans und Touristen zu schlagen. Das "Little A'Le'Inn" (den Namen laut auf Englisch vorlesen, dann erschließt sich der Wortwitz) ist ein Themenmotel an der State Route 375, die auch "Extraterrestrial Highway" genannt wird.

Das Motel hat ein "Earthlings welcome"-Schild über der Einfahrt hängen und verkauft Alien-Souvenirs. Der Hype nimmt manchmal etwas absurde Formen an. In den mitten am Highway stehenden Briefkasten des Anwohners Steve Medlin wurden etwa so lange Briefe an Außerirdische geworfen, bis er einen zweiten Kasten mit der Aufschrift "Alien" anbrachte.

Clinton versprach geheime Unterlagen zu veröffentlichen

Der einsame Briefkasten ist mittlerweile eines der Top-Fotomotive, denn sonst gibt es hier in der Wüste wenig zu sehen. Das Testgelände ist weiträumig abgesperrt und die Area 51 vor allem unterirdisch angesiedelt.

Kein Wunder also, dass sich bei all diesen Storys kaum jemand dafür interessierte, als die US-Regierung im August 2013 zum ersten Mal offiziell von der Existenz der Area 51 sprach und geheime Unterlagen in einem 400-seitigen Dokument veröffentlichte. Darin sind die Flugzeugtests seit den Fünfzigerjahren dokumentiert, ebenso die aufgelösten "Ufo-Sichtungen" in der Gegend.

Richtig neu und aufregend war das nach fast 25 Jahren Mythosbildung kaum. Von Aliens oder echten Ufos ist nicht die Rede. Dass Hillary Clinton während des Wahlkampfs 2016 mehrfach davon sprach, im Falle ihrer Präsidentschaft alle unveröffentlichten Unterlagen über die Area 51 freizugeben, verursachte trotzdem viel Aufregung unter Ufo-Fans. Sie werden wohl noch warten müssen, bis auch dieses Geheimnis gelüftet wird.

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