Archäologie:Wo Johannes taufte

Ein britischer Wissenschaftler glaubt, jenen Ort entdeckt zu haben, an dem die biblische Gestalt des Täufers vor 2000 Jahren seine Rituale ausführte.

"Zum ersten Mal können wir auf eine Stelle zeigen und sagen: Es ist sehr wahrscheinlich, dass dies der Ort ist, an dem Johannes der Täufer getauft und seine Rituale ausgeführt hat", sagte Shimon Gibson (45) der Zeitung The Times.

Höhle des Täufers

Shimon Gibson (links) und sein Kollege Rafi Lewis in der - wie sie glauben - Höhle des Täufers.

(Foto: Foto: AP)

In der 24 Meter langen und 3,5 Meter breiten Höhle befinden sich ein großes Taufbecken für bis zu 30 Menschen, Wandzeichnungen, Tonscherben, Münzen, Kleidungsreste und Spuren ritueller Feuerstellen.

Eine Verbindung zu Johannes sieht Gibson unter anderem, weil die Höhle in der Nähe des Dorfes Ain Karim westlich von Jerusalem liegt, wo der Bußprediger nach frühchristlicher Überlieferung geboren wurde und seine Jugend verbrachte.

Gibson, der schon seit Jahren Ausgrabungen in Israel vornimmt, wird von der Universität von North Carolina in den USA finanziert. Er war von einem örtlichen Kibbuz um eine Inspektion der Höhle gebeten worden.

Eine der Wandzeichnungen zeigt eine Figur mit einem Stab, die Gibson an frühbyzantinische Darstellungen des Johannes erinnert. Dies deute darauf hin, dass die Höhle im 4. oder 5. Jahrhundert eine Gedenkstätte für den Täufer geworden sei.

"Darstellungen des Johannes in Taufszenen zeigen ihn stets mit zum Segen erhobenem rechten Arm und dem Stab in der Linken", erläuterte Gibson. Dazu komme das ungewöhnlich große Taufbecken, das zu Schilderungen des jüdischen Historikers Flavius Josephus aus dem 1. Jahrhundert passe: Demnach taufte Johannes ganze Gruppen auf einmal.

Den Evangelien zufolge wurde Jesus allerdings im Jordan von Johannes getauft.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: