Berliner Hotel:Geplatztes Großaquarium - erste Hinweise auf Materialermüdung

Aus der mehrere Meter hohen Säule ergießen sich 1000 Kubikmeter Wasser und 1500 Fische in das Gebäude und die anliegende Straße. Zwei Menschen werden verletzt, fast alle Fische sind tot.

Das Großaquarium im Sea Life nahe dem Berliner Dom mit 1000 Kubikmetern Wasser und 1500 Fischen ist geplatzt. Dabei wurden am Morgen Teile des umgebenden Hotels Radisson Blue zerstört. Zwei Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gibt es bislang offenbar nicht, sagte ein Polizeisprecher. Statiker müssten nun die Sicherheit der Gebäude überprüfen. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte der Deutschen Presse-Agentur gegenüber, die Ermittlungen daueren noch an. Erste Anzeichen deuteten allerdings auf Materialermüdung hin.

Berliner Hotel: Mitte Dezember ist der Aquadom, ein 15 Meter hohes Aquarium in einem Berliner Hotel, geplatzt und eine Million Liter Wasser sind ausgelaufen.

Mitte Dezember ist der Aquadom, ein 15 Meter hohes Aquarium in einem Berliner Hotel, geplatzt und eine Million Liter Wasser sind ausgelaufen.

(Foto: Annette Riedl/dpa)

Das Aquarium platzte nach Angaben der Polizei am frühen Morgen. Bei der Feuerwehr ging um 5.43 Uhr der Alarm eines automatischen Feuermelders in dem Hotel ein. Die Polizei sprach von einem sehr lauten Geräusch oder einem Knall, der zu hören war. Der Riesenbehälter mit einer Million Liter Wasser wurde offenbar sehr schnell zerstört. "Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt das schlagartig", sagte ein Feuerwehrsprecher. "Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt." Fast alle der etwa 1500 Fische sind inzwischen tot. Man habe nur noch ein paar wenige Lebende in der Hotellobby finden können. Die Feuerwehr ist allerdings nun damit beschäftigt, die Fische aus den unbeschädigten Aquarien im Kellergeschoss des Hotels zu retten und in die benachbarte Unterwasserwelt Sealife zu bringen. Das sei nötig, da die Stromversorgung des Hotels unterbrochen ist.

Aquadom: Zerstörtes Aquarium in Berlin

Warum das Aquarium geplatzt ist, ist noch unklar.

(Foto: Iva Yudinski/dpa)

Nach Angaben der Feuerwehr lief ein großer Teil des Wassers wohl durch die Türen im Erdgeschoss auf die Straße und dort in die Gullys. In den Kellergeschossen habe man nicht viel Wasser gefunden. Teile der Fassade des Hotels, in dem sich das Aquarium befand, flogen der Polizei zufolge bis auf die Straße. Die Türen des Gebäudes wirkten wie aufgedrückt, davor lagen etliche Gegenstände, berichtete ein dpa-Reporter. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg auch in die Räume des DDR-Museums, das unterhalb des Hotelkomplexes am Spreeufer liegt. Die Museumsleitung schätzt, dass etwa ein Drittel der Ausstellungsfläche betroffen ist. Das Museum werde wahrscheinlich mehrere Wochen geschlossen bleiben müssen.

Aquadom: Zerstörungen auf der Straße

Trümmer liegen auf der Karl-Liebknecht-Straße vor dem Hotel Radisson Blue.

(Foto: Christoph Soeder/dpa)

Das zerstörte Erdgeschoss wurde mit Rettungshunden nach Menschen abgesucht. Wegen der schweren Beschädigungen mussten auch die Gäste des umgebenden Hotels das Gebäude verlassen. Etwa 350 Personen hätten sich noch in dem Hotel befunden. Ob es sich bei den Verletzten um Angestellte des Radisson-Hotels, in dem sich das Aquarium befand, oder um Gäste handelt, ist noch nicht bekannt.

Aquadom: Zerstörungen im Inneren des Hotels

In sozialen Medien geteilte Aufnahmen zeigen die Zerstörung im Inneren des Hotels.

(Foto: Iva Yudinski/dpa)

In dem Gebäudekomplex Dom Aquarée befinden sich unter anderem das Großaquarium Sea Life und der sogenannte Aqua Dom. Dieser ist nach Angaben des Internetauftritts der Betreiber das "größte freistehende zylindrische Aquarium der Welt" und wurde bis Sommer 2020 umfassend modernisiert.

Das Aquarium mit der nach Angaben der Betreiber 14 Meter hohen Wassersäule war ein Behälter aus Acrylglas. Insgesamt war die Konstruktion offenbar 16 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 11,5 Metern. In dem Becken lebten demnach etwa 1500 Fische aus mehr als 100 verschiedenen Arten. Gefüllt war das Aquarium mit einer Million Liter Salzwasser. Das wären 1000 Kubikmeter Wasser mit einem Gewicht von 1000 Tonnen. Besucher konnten in einem Aufzug durch das Innere des Aquariums hindurchfahren. Sea Life äußerte sich "bestürzt" über die Zerstörung.

Aquadom in einem Berliner Hotel

Der Aqua Dom war eine bekannte Touristenattraktion, nun ist er zu großen Teilen zerstört.

(Foto: Fabrizio Bensch/REUTERS)

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser erlebte das Platzen des Berliner Großaquariums als Hotelgast. Sie sei im Tiefschlaf geweckt worden und habe zunächst an etwas wie ein Erdbeben gedacht, sagte Weeser der Deutschen Presse-Agentur. Es habe aber nur einen kurzen Knall und ein "kurzes Beben des Gebäudes" gegeben. Darum sei sie zunächst wieder eingeschlafen. Aus den Medien habe sie dann erfahren, was im Hotel passiert sei. Polizei und Feuerwehr hätten dann später die Gäste informiert. Im Hotel sehe es "ein bisschen wie im Kriegsgebiet" aus, beschrieb Weeser. "Es ist ein Bild der Verwüstung mit vielen toten Fischen und Scherben." Sie habe viele tote Fische gesehen. "Die, die vielleicht noch gerettet hätten werden können, waren erfroren."

Der Ort befindet sich ganz in der Nähe des Berliner Alexanderplatzes mit dem Fernsehturm. Auf der anderen Spreeseite befinden sich der Berliner Dom und das Humboldt-Forum. Rund um das Hotel, in dem sich das geplatzte Großaquarium befindet, gibt es großflächige Absperrungen. Etliche Feuerwehr- und Polizeiautos sind am Ort. Die Verkehrsinformationszentrale Berlin twitterte, die Karl-Liebknecht-Straße, an der das Hotel mit dem Aquarium liegt, sei gesperrt.

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