Süddeutsche Zeitung

Anwohner auf der Flucht:Buschbrände bedrohen hunderte Australier

Im Nordosten Australiens lodern wieder die Flammen. Bislang war nur Weideland betroffen, doch jetzt fressen sich die Brände in Wohngebiete vor.

Im Nordosten Australiens bedrohen schwere Buschbrände die Häuser von hunderten Menschen. Feuerwehr und Behörden forderten die Einwohner in Rockhampton im Bundesstaat Queensland am Dienstag auf, ihre Domizile zu verlassen. Die australische Regierung rief inzwischen den Notstand über Queensland aus. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus und hat die Ermittlungen aufgenommen.

"Wer in einem Haus am Waldrand wohnt, muss sich vorbereiten und bereit sein zur Flucht, wenn die Feuerfront kommt" warnte der stellvertretende Rettungschef Neil Gallant. "Wir werden versuchen, jedes Haus, jede Straße zu schützen." Menschen, die ihre Häuser nicht verlassen wollten, würden jedoch nicht dazu gezwungen. "Gut geschützte" Häuser könnten den Feuersturm durchaus überstehen.

Vor der Stadt wütet seit elf Tagen ein Brand mit Flammen von bis zu vier Metern Höhe, die sich vom Mount Archer National Park in Richtung der Wohngebiete durchfressen. Das Feuer habe sich mittlerweile auf etwa 4000 Hektar ausgebreitet, hieß es.

Nach Angaben der Feuerwehr sind 25 Rettungsteams und Flugzeuge im Einsatz, Winde fachen die Feuer jedoch immer wieder an und erschweren die Löscharbeiten. Am Montag waren 67 Feuerwehrleute, Sanitäter und Helfer aus dem benachbarten Bundesland New South Wales den Brandbekämpfern in Queensland zu Hilfe gekommen.

Ermittlungen wegen Brandstiftung aufgenommen

Derzeit wüten im ganzen Land etwa zehn Feuer, teilweise seit mehreren Wochen. Im Hinterland der Stadt Rockhampton mit rund 75.000 Einwohnern brennt es seit Wochen, doch waren bislang keine Wohngegenden bedroht. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus und hat die Ermittlungen aufgenommen.

In Australien nahen erst jetzt die heißen Sommermonate, die die Buschbrandgefahr noch weiter erhöhen. Im Februar waren bei schweren Buschbränden 173 Menschen ums Leben gekommen. Durch die wochenlangen Feuer hatten zudem etwa 10.000 Menschen ihr Zuhause verloren.

Klimaexperten rechnen damit, dass die Gefahr von Waldbränden in Australien in den kommenden Jahren noch verstärkt wird. Der Klimawandel bringe einerseits mehr Starkregen an der süd- und nordamerikanischen Westküste und Wirbelstürme vor Mexiko, dafür aber Trockenheit, Missernten sowie Buschbrände in Australien, Indien und Südostasien, berichten Forscher vom südkoreanischen Institut für Meeresforschung und Entwicklung in Ansan.

Allein in diesem Jahr haben Wald- und Buschbrände weitaus stärker gewütet als im Vorjahr. Im Mittelmeerraum seien bisland rund 300.000 Hektar Land dem Flammen zum Opfer gefallen, teilte das Europäische Informationssystem für Waldbrände (EFFIS) mit. Das sei ein Anstieg um 66 Prozent im Vergleich zum Gesamtjahr 2008. In Europa waren Spanien, Italien und Griechenland betroffen.

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AFP/dpa/yas/ehr
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