Antibiotikaresistenz:Angst vor dem Killerkeim

Multiresistente Keime

In den USA wurde in einer Patientin zum ersten Mal das Resistenzgen mcr-1 gefunden. Das Gen macht Bakterien resistent gegen das Antibiotikum Colistin.

(Foto: dpa)

In den USA ist bei einer Patientin erstmals das gefürchtete Resistenzgen mcr-1 gefunden worden - für Forscher eine weitere Mahnung, sparsam mit Antibiotika umzugehen.

Von Kathrin Zinkant, Berlin

In einer 49-jährigen Patientin aus Pennsylvania ist erstmals in den Vereinigten Staaten das Resistenzgen mcr-1 gefunden worden. Die Entdeckung bestärkt Mediziner in ihrer Sorge um die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen. Das erst seit Kurzem bekannte Gen wurde zunächst in China beschrieben und macht Bakterien resistent gegen Colistin, ein sogenanntes Reserveantibiotikum. Solche Wirkstoffe werden verabreicht, wenn andere Optionen im Kampf gegen eine bakterielle Infektion versagen. Der sparsame Einsatz hat auch damit zu tun, dass Mittel wie Colistin zwar sehr wirksam sind, aber schwere Nebenwirkungen haben. Weil sich Antibiotikaresistenzen aber immer weiter ausbreiten, greifen Ärzte wieder häufiger auf Colistin zurück. Es wird zudem gegen schwere Infektionen von Tieren eingesetzt. Zeitgleich zum Fund beim Menschen meldete das US-Agrarministerium, mcr-1 sei im Darm eines Mastschweines entdeckt worden.

Das Resistenzgen selbst ist allerdings noch kein Problem. Bakterien, die für Menschen ungefährlich sind, werden durch mcr-1 noch nicht zu einem Superkeim. Wie viele andere Resistenzgene ist das Gen aber beweglich und kann an andere Bakterien weitergereicht werden. Gelangt es da in eine krankmachende Mikrobe, schützt mcr-1 den Keim vor einer Behandlung mit Colistin. Gefährlich wird es, wenn das krankmachende Bakterium weitere Resistenzen über mcr-1 hinaus sammelt und gegen eine ganze Palette von Wirkstoffen unempfindlich wird. Eine Infektion mit solchen multiresistenten Erregern kann tödlich enden.

"Das ist eine äußerst bedrohliche Angelegenheit", sagt Gerd Fätkenheuer von der Universitätsklinik in Köln. Überrascht hat ihn der Fund von mcr-1 in den USA aber nicht. In Deutschland wurde die Resistenz bereits in einer menschlichen Probe aus dem Jahr 2014 entdeckt. "Es ist eine weitere Mahnung, das zu tun, was eigentlich längst bekannt ist", sagt der Infektiologe. Antibiotika müssten sparsam und sehr gezielt eingesetzt werden.

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