Anruf bei...:Áshildur Bragadóttir

Die Tourismus-Chefin von Reykjavik wunderte sich sehr, als sie kürzlich ein Video ihrer Kollegen aus dem US-Bundesstaat Rhode Island sah.

Interview von Anna Dreher

Áshildur Bragadóttir, 50, ist Tourismus-Direktorin von Reykjavik. Jüngst haben amerikanische Kollegen ihre Arbeit gemacht: Sie verwendeten im neuesten Werbevideo für den US-Bundesstaat Rhode Island aus Versehen Aufnahmen aus Island - von Reykjaviks Konzerthaus "Harpa". Der Fehler blieb in sozialen Netzwerken nicht lange unbemerkt, inzwischen wird der rund 20 000 Euro teure Clip überarbeitet.

SZ: Frau Bragadóttir, Rhode Island will für sich werben, und alle reden über Reykjavik. Das war ein ganz schön cleverer Schachzug von Ihnen.

Áshildur Bragadóttir: Ich habe davon erst aus der Zeitung erfahren, sonst hätte ich das gar nicht mitbekommen. Aber das Harpa ist wunderschön. Ich kann verstehen, dass Bilder davon verwendet wurden.

Wenn Sie nichts damit zu tun hatten - wie konnte dieser Patzer passieren?

Das frage ich mich auch. Die Aufnahmen haben nicht die beste Qualität, vielleicht haben die Macher die Sequenz aus einem schlecht beschrifteten Urlaubsvideo von einer Homepage genommen. Das sollte natürlich nicht passieren, vor allem bei einer Tourismus-Kampagne muss man seine Quellen schon genau prüfen.

PAN1 Anruf bei   02.04.2016

Áshildur Bragadóttir, 50, leitet die Tourismus-Behörde von Reykjavík. Ihre Stadt hat jetzt unerwartet große Aufmerksamkeit bekommen: Der US-Bundesstaat Rhode Island hat mit Bildern aus Island für sich geworben.

(Foto: oh)

Ihnen als Tourismus-Direktorin kann dieser Fehler aber nur recht sein, oder?

Ja, das ist eine gute Sache für uns. Wir selbst produzieren gar keine Videos mehr, weil der Tourismus in Island in den vergangenen fünf Jahren um 30 Prozent gewachsen ist. Wir müssen uns erst mal um die Infrastruktur kümmern, weil wir gar nicht mehr genug Unterkünfte haben, um alle unterzubringen. Mir wurde gesagt, dass Island sogar in neuseeländischen Talkshows als Reiseziel gepriesen wird.

Dann müssen Sie sich ja fast bei ihren Kollegen in Rhode Island beschweren. Haben Sie schon mit ihnen telefoniert?

Bisher nicht, die haben bestimmt ohnehin viel Stress gerade, und vielleicht schämen sie sich auch für das, was passiert ist.

Gab es schon Anfragen von anderen Städten, die auch gerne isländische Sehenswürdigkeiten in ihren Werbevideos zeigen würden?

Noch nicht, aber von mir aus können gerne noch mehr Aufnahmen von Gebäuden aus Reykjavik verwendet werden. Ich habe da ganz tolle Bilder! Jeder, der welche möchte, kann mich gerne anrufen - das ist gar kein Problem. Aber die Architektur hier in Island ist schon anders, ich glaube das würde immer wieder auffallen.

Anruf bei...: Die "Harpa" in Reykjavík, Island. Oder doch in Rhode Island?

Die "Harpa" in Reykjavík, Island. Oder doch in Rhode Island?

(Foto: Rainer Mirau/mauritius images)
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