Süddeutsche Zeitung

Mysteriöser Wohltäter in San Francisco:Schnitzeljagd auf Dollar-Noten

Lesezeit: 2 min

Er versteckt Bargeld in Parkuhren, auf Baustellen oder Spielplätzen - und gibt auf Twitter Tipps, wo die Scheine zu finden sind. Ein anonymer Immobilienmakler schickt die Bewohner von San Francisco auf Schnitzeljagd.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Das Geld liegt in San Francisco auf der Straße. Nein, dieses Mal ist der Satz keine Metapher für den Tech-Boom, der die Millionärsrate in der Stadt explodieren lässt. Er ist ganz wörtlich gemeint. Seit Freitag hinterlässt ein Unbekannter Geldscheine in der kalifornischen Stadt und versetzt damit die Einwohner in einen kleinen Dollar-Rausch.

100-Dollar-Noten oder mehrere Zwanziger: Auf abgelegenen Baustellen, in Parkuhren, in Plattenläden oder unter Spielplatz-Bänken. Meist in Umschlägen, auf denen der Finder aufgefordert wird, den Account @HiddenCash anzutwittern. Unter diesem Namen gibt der Unbekannte Hinweise, wenn er wieder einmal unterwegs war und potenzielle Finder auf die Spur seiner Scheine führen will.

Die Bewohner von San Francisco, der Stadt des Goldrausches und des Unernstes, sind für solche Spielchen natürlich zu haben. Sie suchen um die Wette, posten Selfies mit gefundenen Scheinen oder Videos, wie sie knapp am Gewinn vorbeischrammen.

Wer hinter @HiddenCash steckt, ist unklar. Allerdings meldete sich der anonyme Spender beim bekannten Stadtblog Bold Italic, um auf seine Aktion hinzuweisen. Er sei ein Immobilienmakler, der gemeinsam mit einem Freund auf die Idee für das Versteckspiel gekommen sei.

"Ich habe in den vergangenen paar Jahren Millionen Dollar gemacht, mehr, als ich mir jemals vorstellen konnte", berichtete er per E-Mail, "Aber viele meiner Freunde oder Mitarbeiter können sich in der Bay Area kein ordentliches Haus leisten." Er habe deshalb nachgedacht und wolle sein Geld künftig nicht nur mit wohltätigen Spenden, sondern auch auf "lustige und kreative Art" loswerden.

"Gott segne diesen Mann"

Nicht jeder findet die Aktion jedoch kreativ und lustig: San Francisco ist nach New York die teuerste Großstadt der USA, die Mieten steigen so schnell wie nirgends sonst. Gerade Immobilienmakler gelten als rücksichtslose Profiteure dieses Booms, werfen gerne langjährige Mieter hinaus, um Platz für die Gutverdiener der Internet-Firmen zu machen.

Ob @HiddenCash nun ein freundlicher Wohltäter oder Vertreter der Dekadenz ist, die in der Stadt Einzug gehalten hat - alles eine Frage des Standpunkts. "Gott segne diesen Mann", heißt es in den Kommentaren, aber auch "Wirklich toll wäre es, wenn er ein Wohnhaus mit vernünftigen Mieten bauen würde, damit die Armen nicht aus der Stadt vertrieben werden."

Die Dollar-Schnitzeljagd soll unterdessen weitergehen, wie @HiddenCash angekündigt hat. Zudem sei er kommende Woche geschäftlich in Los Angeles - und werde bei der Gelegenheit auch dort ein paar Geldscheine hinterlassen.

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