Verurteilte Betrügerin:Anna Sorokin doch nicht nach Deutschland abgeschoben

Verurteilte Betrügerin: Unter dem Pseudonym Anna Delvey erschlich sich die deutsche Hochstaplerin Anna Sorokin Leistungen im Wert von rund 200 000 Dollar.

Unter dem Pseudonym Anna Delvey erschlich sich die deutsche Hochstaplerin Anna Sorokin Leistungen im Wert von rund 200 000 Dollar.

(Foto: Richard Drew/dpa)

Kurz vor dem geplanten Abflug in den USA konnte sich die Hochstaplerin, die sich in der New Yorker High Society als Millionärstochter ausgegeben hatte, den US-Behörden widersetzen.

Von Veronika Wulf

Eigentlich sollte Anna Sorokin jetzt schon in Deutschland sein. Wie die New York Post berichtete, hätte die deutsche Hochstaplerin am Montagabend in New York in eine United-Maschine steigen sollen, die sie am Dienstag nach Frankfurt gebracht hätte - wenn es nach der US-Einwanderungsbehörde ICE gegangen wäre. Doch die Abschiebung ist offenbar gescheitert. Bild-Zeitung und Spiegel berichteten übereinstimmend, dass Sorokin und ihre Anwälte sich erfolgreich dagegen wehren konnten, da eine Frist für die endgültige Entscheidung wohl noch nicht abgelaufen sei.

Die Geschichte der 31-jährigen Sorokin war in den vergangenen Jahren um die Welt gegangen, nicht zuletzt wegen der kürzlich erschienenen Netflix-Serie "Inventing Anna", an der Sorokin selbst beteiligt war, wofür sie auch bezahlt wurde. Doch auch ohne die dramaturgische Zuspitzung des Streamingdienstes verblüffte das clevere und dreiste Vorgehen der Betrügerin viele.

Sorokin, geboren 1991 in der Nähe von Moskau, kam als 16-Jährige mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie in Eschweiler bei Aachen das Abitur machte. Nach kleineren Jobs in London und Paris ging sie 2016 nach New York, nannte sich Anna Delvey und gab sich in der High Society Manhattans als Millionenerbin aus. Sie führte ein Luxusleben auf Kosten anderer. Einige ihrer Ausreden: Die Kreditkarte funktioniere gerade nicht oder die Banken seien am gescheiterten Transfer aus Deutschland schuld. Für die Gründung eines Member-Clubs, der eine Mischung aus Kunstgalerie und Feier-Treffpunkt für die New Yorker Schickeria werden sollte, versuchte sie, sich 22 Millionen Dollar zu leihen.

Wie später ein US-Gericht urteilte, erschlich sie sich Leistungen im Wert von mehr als 200 000 Dollar (rund 175 000 Euro), darunter einen Luxusurlaub in Marokko und einen Flug mit einem Privatjet. Opfer ihres Betrugs wurden Freunde, Bekannte, Geschäftsleute, Hotels, Restaurants und Banken.

Zu vier Jahren Haft verurteilt in den USA

2019 wurde Sorokin in den USA zu mindestens vier Jahren Haft verurteilt sowie zu einer Geldstrafe und der Rückerstattung der 200 000 Dollar. Doch schon nach etwa eineinhalb Jahren wurde sie Anfang 2021 wegen guter Führung wieder entlassen. Die Freiheit währte nicht lang: Wenige Wochen später wurde sie wieder festgenommen, weil ihr Visum abgelaufen war. Seitdem sitzt sie in einer Einrichtung der US-Einwanderungsbehörde ICE im Bundesstaat New York in Abschiebehaft. Gegen eine Abschiebung nach Deutschland hat sie Einspruch eingelegt.

Am Montag hätte es dennoch dazu kommen sollen. Sorokin habe sich jedoch geweigert, die Haftanstalt zu verlassen, um zum Flughafen gebracht zu werden, wie der Spiegel von US-Behörden erfahren haben will. Demnach bemühten sich die Behörden um einen neuen Abschiebetermin. "Rechtlich sollte man sie mindestens bis zum 17. März nicht abschieben können", zitiert die Bild Sorokins Anwalt Manny Arora. "Es ist geplant, einen weiteren Antrag zu stellen, um die Abschiebung zu verhindern."

Mit Material der dpa

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Die Netflix-Serie "Inventing Anna" erzählt die wahre Geschichte der Hochstaplerin Anna Sorokin, die sich als Millionenerbin ausgab und die New Yorker High Society ausnahm.

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