„Rosenstolz“-Sängerin:Polizei ermittelt nach Tod von AnNa R.

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AnNa R. bei der Verleihung der Goldenen Kamera im Jahr 2007. (Foto: Johannes Eisele/dpa)

Die „Rosenstolz“-Sängerin war am Sonntag leblos in ihrer Berliner Wohnung gefunden worden. Nun haben die Behörden ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet.

Nach dem Tod der Rosenstolz-Sängerin AnNa R. befasst sich nun die Polizei mit dem Fall. Es sei ein offizielles Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden, sagte ein Polizeisprecher. Üblicherweise gehört dazu auch eine Obduktion der Leiche. AnNa R., eine der größten Ikonen des deutschen Nachwendepop, war am Sonntagabend in Berlin-Friedrichshain tot gefunden worden, sie wurde 55 Jahre alt. Die Polizei sei am Montagmorgen informiert worden, sagte der Sprecher. Am Dienstag sollte die Staatsanwaltschaft Berlin das Verfahren dazu übernehmen und auch Auskünfte erteilen.

Die Berliner Morgenpost zitierte aus Ermittlerkreisen, dass die Ermittler ein Fremdverschulden nicht gänzlich ausschlössen. Die in der Wohnung gefundenen Spuren deuteten aber nicht auf ein Verbrechen mit massiver Gewalteinwirkung hin. Es gebe Hinweise, dass die Sängerin schon länger erkrankt sei, obwohl sie noch vor Kurzem eine Tournee angekündigt hatte.

Rosenstolz, bestehend aus AnNa R. (bürgerlich: Andrea Rosenbaum) und dem Komponisten Peter Plate, war eines der in Deutschland erfolgreichsten Pop-Duos der vergangenen Jahrzehnte. Zu den bekanntesten Hits zählen „Liebe ist alles“, „Gib mir Sonne“, „Kuss der Diebe“, „Ich geh auf Glas“, „Herzensschöner“ und „Die Schlampen sind müde“. Zwischen 1991 und dem als „Pause“ bezeichneten vorläufigen Ende der Zusammenarbeit 2012 spielte das Duo zwölf Alben ein.

Prominente Fans trauern

Die Berliner Band hatte besonders viele Fans bei homosexuellen Menschen. Viele Fans und Freunde reagierten mit Schock und Trauer auf den Tod der Sängerin. Berlins ehemaliger Kultursenator Klaus Lederer schrieb auf Facebook: „Anna war meine Nachbarin, sie wohnte unter mir. Sie hat den Sound geliefert, in dem ich mich als ‚Jungschwuppe‘ wiedergefunden habe. Auch, als meine Beziehung krachte.“ Der ehemalige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert schrieb in einem Instagram-Kommentar: „Für einen 16-jährigen schwulen Jugendlichen konnte ein Rosenstolz-Konzert in der Wuhlheide im Sommer 2006 mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl wecken, als tausend Kampagnen es je könnten, weil es echt und fühlbar war, wenn AnNa den Refrain von ‚Lachen‘ zum 25. Mal ankurbelte.“ Komikerin und Moderatorin Hella von Sinnen schrieb auf Facebook: „AnNa! Gute Reise! Deine Stimme wird nie verklingen.“

AnNa R.s Bandkollege Peter Plate schrieb bei Instagram, er werde sie jede Sekunde vermissen. „Mein ganzes Leben, meine Jahre in Berlin – all das war mit dir verbunden. Rosenstolz war eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Rosenstolz, das waren du und ich. Und jetzt bist du nicht mehr da.“ Er werde den ersten gemeinsamen Abend niemals vergessen, schrieb Plate. „Wir tranken Schaumwein, du erzähltest mir, du wolltest Jazzsängerin werden, und ich wollte Popmusik machen. Noch in derselben Nacht gingen wir zu mir und nahmen einen Song auf – ich war hingerissen von deiner Stimme, von deiner Art zu singen, von deiner Gabe, jedes unserer Lieder in die schönsten Farben zu hüllen.“

Erst vor zwei Wochen habe er ihr zum neuen Job als Poetikdozentin gratuliert. Für mehrere Veranstaltungen sollte AnNa R. in dieser Rolle nach Koblenz kommen. Die diesjährige Poetikdozentur bleibe ungeachtet der tragischen Todesnachricht bestehen, teilte die Universität Koblenz auf Nachfrage mit. „Neu vergeben wird sie erst wieder turnusmäßig im kommenden Jahr.“

AnNa R.s Management teilte mit, dass nach derzeitigem Stand keine öffentliche Trauerfeier geplant sei.

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