Angeblicher Geheimnisverrat:Vatikan nimmt spanischen Priester und Mitarbeiterin fest

Sie sollen Journalisten vertrauliche Unterlagen zugesteckt haben. In wenigen Tagen erscheinen Bücher mit brisantem Inhalt.

Im Vatikan sind kurz vor der Veröffentlichung zweier Enthüllungsbücher zwei mutmaßliche Informanten aus der Kurie festgenommen worden. Im Zuge der Ermittlungen wegen Weitergabe vertraulicher Informationen seien der spanische Geistliche Lucio Angel Vallejo Balda und die italienische PR-Spezialistin Francesca Chaouqui am Wochenende unter Arrest gestellt worden, teilte der Vatikan am Montag mit.

Beiden Festgenommenen wird Geheimnisverrat vorgeworfen, sie sollen vertrauliche Unterlagen an Journalisten weitergerreicht haben. Chaouqui sei am Montag wieder auf freien Fuß gesetzt worden, weil sie sich bereit erklärt hatte, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten.

In italienischen Medienberichten hieß es, bei den Ermittlungen gehe es unter anderem um den versuchten Diebstahl eines Laptops des Vorsitzenden des neuen vatikanischen Finanzbüros, Libero Milone.

Am Mittwoch will der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi in Rom ein Buch über die "unglaubliche Geldverschwendung durch die Kirchenführung" vorstellen. Ein Buch mit ähnlichem Thema will der italienische Journalist Emiliano Fittipaldi ebenfalls am Mittwoch präsentieren.

Journalist spielte zentrale Rolle in der "Vatileaks-Affäre"

Vatican insider spricht von einem "Vatileaks 2". In der sogenannten Vatileaks-Affäre gelangten 2012 vertrauliche Dokumente vom Schreibtisch Papst Benedikts XVI. (2005-2013) an die Öffentlichkeit. Sein Kammerdiener Paolo Grabiele gestand den Diebstahl; die Hintergründe blieben unklar. Journalist Nuzzi spielte aber bereits in der damaligen Affäre eine zentrale Rolle.

In den vergangenen Tagen hatten italienische Medien zudem über einen angeblichen Hackerangriff auf den Computer des obersten vatikanischen Wirtschaftsprüfers berichtet. Eine unmittelbare Verbindung zu den Ermittlungen gegen den Geistlichen besteht laut italienischen Medienberichten jedoch nicht.

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