Süddeutsche Zeitung

Indischer Ozean:US-Amerikaner offenbar von Inselbewohnern getötet

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Von Philipp von Nathusius

Es gibt nicht mehr viele Ort auf dem Planeten wie die Inselgruppe der Andamanen und Nikobaren. Dort leben Ureinwohner, völlig abgeschottet von der Außenwelt. Sich den zu Indien gehörenden Inseln zu nähern, ist verboten. Sie stehen unter besonderem Schutz. Boote müssen einen Abstand von mehreren Seemeilen wahren. Manche der verbliebenen Ur-Populationen gelten als "extrem verletzlich". Mit ihnen in Kontakt zu treten, ist illegal. Und äußerst gefährlich. Sie gelten als aggressiv gegenüber Eindringlingen.

Das alles hat einen US-Amerikaner offenbar nicht davon abgehalten, eine der Inseln, North Sentinel, dennoch zu betreten. Ein Vorhaben, für das er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Leben bezahlt hat. Wie lokale Behörden am Mittwoch mitteilten, wird vermutet, dass der 27-Jährige, der offiziell als Tourist in der Region war, von Inselbewohnern getötet worden ist.

Dependra Pathak, der Polizeidirektor der Inselgruppe, sagte dem Nachrichtensender CNN, der Vermisste habe sich erstmals am vergangenen Donnerstag North Sentinel Island genähert. Er soll Fischer bestochen haben, ihn einige hundert Meter vor dem Eiland abzusetzen. Sie wollen beobachtet haben, wie es kurz darauf Pfeile auf den Mann geregnet habe. Daraufhin sei er zum Fischerboot zurückgekommen, in seinem Kanu, mit Verletzungen am Körper. Auch das hat ihn anscheinend nicht bremsen können. Tags darauf, so die Fischer, sei der Mann abermals in seinem Kanu zur Insel aufgebrochen und nicht wieder zurückgekehrt.

Die Fischer harrten an ihrem illegalen Ankerplatz aus. Einen Tag später, so schilderten sie es den Behörden, hätten sie beobachten können, wie die Indigenen den Körper des Missionars den Strand entlang schleiften. Im Bericht der Polizei heißt es, die Fischer sahen, wie die Inselbewohner "Seile um seinen Hals banden und ihn zogen".

Tod des Mannes noch nicht offiziell bestätigt

Der 27-Jährige war wohl nicht zum ersten Mal in der Region. Er soll die Andamanen mehrfach bereist haben. "Wir lehnen es ab, ihn als Touristen zu bezeichnen. Ja, er kam mit einem Touristenvisum, aber er kam aus dem speziellen Anlass, auf einer verbotenen Insel zu predigen", zitiert CNN Polizeisprecher Pathak. Unklar blieb zunächst, ob er die Bewohner zum Christentum bekehren wollte. Über ein Netzwerk aus einheimischen Bekannten, darunter Wassersport-Experten und ein Ingenieur, soll er die Expedition vorbereitet haben und an die Fischer vermittelt worden sein. Sieben Beteiligte, darunter auch die Fischer, seien wegen Mithilfe bereits verhaftet worden.

CNN zufolge hat die Polizei den Tod des Mannes noch nicht bestätigt. Die Behörden gehen jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der US-Bürger nicht mehr lebt. Eine Vermutung, die bis auf weiteres nicht überprüft werden kann. Laut Polizei ist ein Hubschrauber im Einsatz, ebenso Boote der Küstenwache sowie Behördenvertreter, die mit dem Schutz der Ureinwohner beauftragt sind. Man sei dabei, sich eine Strategie zu überlegen, heißt es, mit der der Leichnam des US-Bürgers geborgen werden könne. Vom US-Konsulat im südindischen Chennai hieß es nur, man sei sich "im Klaren über die einen US-Bürger betreffenden Berichte aus dem Gebiet der Andamanen und Nikobaren".

Mit Material der Agenturen

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