Süddeutsche Zeitung

Prozess in Flensburg:Angeklagter gesteht Mord an Flüchtling

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Der Prozess um den Tod eines irakischen Flüchtlinges hat mit einem Geständnis begonnen. Zwei junge Deutsche sind in Flensburg wegen Mordes angeklagt, weil sie ihren 27-jährigen Bekannten im April vergangenen Jahres mit mehreren Messerstichen getötet und dann in den Dünen vergraben haben sollen. Einer der Angeklagten, der zum Zeitpunkt der Tat 19 Jahre alt war, hat nun gleich zu Beginn der Verhandlung den gemeinschaftlich begangenen Mord gestanden.

Ereignet hatte sich die Tat auf der nordfriesischen Insel Amrum. Rechnet man dort die Touristen heraus, wohnen auf der Insel weniger als 2500 Menschen. Dennoch blieb der Mord an dem irakischen Flüchtling zunächst unentdeckt. Mitte Mai 2017 gab die Polizei eine Vermisstenmeldung heraus, nachdem die drei jungen Männer mehrere Wochen nicht mehr auf Amrum gesehen worden waren. Dann tauchten zwei von ihnen wieder auf - wo sie gewesen waren und wo ihr Bekannter sei, verrieten sie nicht. Im Oktober nahm die Polizei die beiden Männer, die zu dem Zeitpunkt 19 und 26 Jahre alt waren, schließlich fest. Den ersten Hinweis gab auch da der Jüngere der beiden. Er erzählte den Ermittlern, dass der Leichnahm des dritten Mannes an der Südspitze der Insel zwischen Dünen vergraben worden sei.

Der Angeklagte schilderte im Prozess den Tattag genau

Im Prozess argumentierte nun die Staatsanwaltschaft, dass die beiden Männer den 27-Jährigen bereits mit der Absicht ihn zu töten, in die Dünen gelockt hätten. Dafür hätten sie eine freundschaftliche Gesinnung vorgespielt, um die Tat ungehindert ausführen zu können. Ein Motiv für die Tat könnte der Staatsanwaltschaft zufolge die sexuelle Beziehung des getöteten Irakers zu der Schwester des jüngeren Angeklagten gewesen sein. Diese soll mit dem älteren Angeklagten liiert gewesen sein.

Bei dem Prozess schilderte der jüngere Angeklagte auch den Tattag. Er erzählte, dass ihm der Mitangeklagte an dem Tag gesagt habe, dass seine Schwester von dem späteren Opfer im Sommer 2016 vergewaltigt worden sei. Daraufhin soll er wütend geworden sein. Der Iraker habe zu dem Zeitpunkt im selben Haus gewohnt wie seine Mutter. Dort hätten sich die beiden dann ein Messer geholt und das Opfer gefragt, ob er mitkommen wolle, um etwas zu trinken. Nachdem sie alle drei in den Dünen bereits getrunken hatten, hätten sie dem Opfer mit einer Flasche ins Gesicht geschlagen und ihn mit den Vorwürfen konfrontiert. Zunächst habe das Opfer geschwiegen, dann gesagt, es tue ihm leid. Der ältere der beiden Angeklagten habe daraufhin zugestochen, dann er selbst ebenfalls.

Einen Tag später hätten sie den Leichnahm vergraben und seien dann abgehauen. Der Staatsanwaltschaft zufolge sollen die beiden Männer 13 Mal zugestochen haben. Ein Urteil im dem Prozess könnte Ende Mai fallen.

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