Amoklauf mit Samurai-Schwert:Täter in Psychiatrie eingewiesen

Nach dem Amoklauf eines 24-Jährigen in einem Pforzheimer Versandhaus rätseln die Ermittler über das Motiv des Mannes, der mit einem Samurai-Schwert um sich schlug, eine Frau tötete und drei verletzte.

Der Amokläufer von Pforzheim ist in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Da starke Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des 24-Jährigen bestünden, habe der Haftrichter keinen Haftbefehl sondern Unterbringungsbefehl erlassen, teilte die Polizei mit.

Schwert

Die Tatwaffe.

(Foto: Foto: dpa)

In der Klinik solle sein psychischer Zustand untersucht werden. Zwei der verletzten Frauen schwebten am Mittwoch noch immer in Lebensgefahr. Zu Tatmotiven habe der 24-Jährige sich bislang nicht geäußert, sagte der Sprecher: "Er hat von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht".

Die Bild-Zeitung hatte berichtet, es habe sich um eine Beziehungstat gehandelt. Der Täter sei unglücklich in die 27-jährige verliebt gewesen, die er bei seinem Amoklauf getötet hatte. Die verheiratete Frau habe den 24-Jährigen abgewiesen.

Der 24-Jährige war am Dienstagvormittag an seinem Arbeitsplatz im Pforzheimer Versandhauses Bader Amok gelaufen: Er tötete eine Kollegin und verletzte drei weitere Frauen, zwei von ihnen schwebten in Lebensgefahr, berichtete die Polizei.

Der Mann wurde nach dem Verbrechen in einer Toilette festgenommen. Er hatte sich die Unterarme aufgeschnitten. Über das Motiv des Amokläufers hatte die Polizei zunächst keine Erkenntnisse.

Der Leiter der Polizeidirektion, Karl-Heinz Arnitz, berichtete, der Täter sei gegen 8.40 Uhr am Pförtner vorbei gegangen und mit dem Aufzug in den sechsten Stock des Verwaltungsgebäudes gefahren.

Der Pförtner sah, dass der Mann ein in einer Scheide steckendes Schwert bei sich hatte. "In der Marketing-Abteilung hat er mit dem Schwert um sich geschlagen", sagte Arnitz.

Einer 27-jährigen Frau spaltete er mit der Waffe die Stirn. Sie starb auf der Stelle. Danach schlug der 24-jährige die Waffe mit so großer Kraft gegen drei weitere Frauen, dass ein 20 Zentimeter großes Stück der Klinge abbrach.

Zwei der Verletzten im Alter von 34 und 57 Jahren wurden lebensgefährlich an Schulter und Armen verletzt; einer sei fast der Oberarm abgetrennt worden, sagte Arnitz.

Sie wurden mit dem Rettungshubschrauber in eine Ludwigshafener Klinik gebracht. Eine 20-jährige Kollegin kam mit leichten Schnittwunden davon, aber sie und die anderen Beschäftigten, die das Verbrechen mit ansehen mussten, erlitten einen schweren Schock.

Auch die Polizeibeamten wurden vom Kriseninterventionsteam betreut. Der Täter wurde von der Polizei in einer Toilette im sechsten Stock des Gebäudes gefunden. Er habe sich leblos gestellt, hieß es.

Zuvor hatte er sich mit dem Schwert an beiden Unterarmen verletzt. Die Wunden wurden im Krankenhaus genäht. Danach begann die Vernehmung bei der Kriminalpolizei.

Die Ermittler vermuten, dass es sich entweder um eine Beziehungstat handelt oder dass der ledige Mann aus dem westlichen Enzkreis nördlich von Pforzheim unter psychischem Stress stand.

Der Tropfen, der das Fass dann zum Überlaufen gebracht haben könnte, war möglicherweise der Verlust seines Führerscheins am Montag. Bei einer Verkehrskontrolle war er zunächst aufgefallen, weil er nicht angeschnallt fuhr. Danach musste er sich einem Alkoholtest unterziehen.

Der Täter arbeitete nach Angaben der Polizei seit zwei Jahren bei dem Versandhaus. Er sei bisher nur wegen Verkehrsdelikten aufgefallen, sagte Arnitz.

Auch in der Firma sei er bislang nicht psychisch auffällig gewesen. Er sei als guter Mitarbeiter beschrieben worden, berichtete die Polizei weiter.

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