Amoklauf bei Batman-Premiere in Aurora:Polizei findet Sprengfallen in Wohnung des Täters

Es könnte Stunden oder Tage dauern, bis sie entschärft sind: In der Wohnung des Amokschützen von Aurora hat die Polizei Sprengstofffallen entdeckt. Der 24 Jahre alte mutmaßliche Täter promovierte in Denver in Neurowissenschaften. James Holmes galt als Einzelgänger. Seine Tat war minutiös geplant.

Als Einsatzkräfte den Mann mit der Gasmaske und der schusssicheren Weste hinter dem Century 16-Kino von Aurora, Colorado, festnehmen, sagt er etwas von Sprengstoff in seiner Wohnung. Kurz zuvor hatte während der nächtlichen Kinopremiere von Batman - The Dark Knight Rises ein Mann eine Rauchbombe geworfen und um sich geschossen. Mindestens zwölf Menschen kamen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.

Stunden später finden FBI und Polizei in der Wohnung des mutmaßlichen Schützen James Holmes tatsächlich Sprengstofffallen. Sie seien auf "ziemlich ausgefeilte Art und Weise" aufgebaut worden, heißt es von den Ermittlern. Der örtliche Sender des Fox-Netzwerks zitiert Einsatzkräfte, wonach es Stunden oder Tage dauern könne, bis der Sprengstoff in der Wohnung entschärft ist. Worum es sich genau handelt, ist noch unklar. Fernsehbilder zeigen Feuerwehrleute mit schwerer Ausrüstung, die in der heißen Morgensonne Schutz im Schatten ihrer Fahrzeuge suchen.

Fünf Mietshäuser rund um das Gebäude wurden weiträumig evakuiert. Es befindet sich in einer Gegend von Aurora, in der vor allem Studenten wohnen.

Die Universität von Colorado bestätigte Medienberichten, wonach der junge Weiße in Neurowissenschaften promovierte und veröffentlichte auch ein Bild des jungen Mannes. Er stammt aus San Diego in Kalifornien, galt als Einzelgänger. Seine Familie bestätigte ebenfalls seine Identität, bat jedoch die Medien, ihre Privatsphäre zu respektieren. "Unsere Herzen sind bei den Opfern dieser Tragödie und ihren Familien", zitiert die britische BBC aus dem Statement der Familie. "Unsere Familie arbeitet mit den Behörden in San Diego, Kalifornien und Aurora zusammen. Wir versuchen gerade noch, die Informationen zu verarbeiten und hoffen, dass die Menschen unsere Privatsphäre respektieren."

Pechschwarze Verkleidung, Kampfhelm, dunkle Gasmaske

Seit vergangenem Herbst soll Holmes in Colorado studieren - dort haben an den Universitäten gerade die Sommerferien begonnen. Was ihn zu der Bluttat trieb, ist völlig unklar. Das FBI schloss einen terroristischen Hintergrund aus. Aus Ermittlerkreisen heißt es, der Tatverdächtige äußere sich nicht zu dem Massaker, sei unkooperativ.

Colorado Shooting

Colorado Shooting Police use a video camera to look inside an apartment where the suspect in a shooting at a movie theatre lived in Aurora, Colo., Friday, July 20, 2012. As many as 12 people were killed and 50 injured at a shooting at the Century 16 movie theatre early Friday during the showing of the latest Batman movie. (AP Photo/Ed Andrieski)

(Foto: AP)

Etwa eine halbe Stunde nach Beginn der Filmvorführung um Mitternacht hatte ein Mann Kinosaal No. 9 des Multiplex-Kinos betreten und offenbar zunächst eine Rauchbombe oder ähnliches gezündet, Augenzeugen berichteten von einem zischenden Geräusch und beißendem Qualm. Dann eröffnete der Mann das Feuer, schoss in den fast vollbesetzten Saal. Einige Kugeln durchschlugen die Wand zum benachbarten Kinosaal, wo die Zuschauer die Schüsse zunächst für Filmgeräusche gehalten hatten. Seine Tat hatte er in seinen Wahnsinn geradezu perfektionistisch geplant.

Seine pechschwarze Verkleidung, die kugelsichere Weste, der martialische Kampfhelm, selbst die dunkle Gasmaske passen irgendwie ins Bild dieses Abends: Hunderte der Kinobesucher hatten sich für dieses Kult-Event verkleidet. Und weil der Blutrausch beginnt, als auf der Leinwand (und verstärkt übers Sound-System des Saals) Schüsse fallen, glauben etliche Zuschauer, sie erlebten nur besondere 3-D-Effekte: "Wir haben erst mal ein paar Sekunden lang mal weitergeschaut", erzählt später eine Frau, die in der Mitte des Auditoriums gesessen hatte. Aber dann habe sie die ersten Schreie gehört.

Chaos brach aus, blutüberströmte Menschen verließen das Gebäude, wie ein Youtube-Video zeigte. Augenzeugen wurden von der Polizei in eine nahegelegene Highschool gebracht. Die Familien der überwiegend jungen Kinobesucher wussten oft viele Stunden lang nicht, wie es um ihre Kinder bestellt war.

Zunächst war von mindestens 14 Toten die Rede, später korrigierte die Polizei diese Zahl auf zwölf. Unter den Opfern sind nach Angaben des Pentagon auch Militärangehörige. In der Nähe von Aurora, einem Vorort von Denver, ist die US-Luftwaffe stationiert. Für Erschütterung sorgt das Schicksal einer jungen Frau, die im Kinosaal 9 ihr Leben verlor: Erst vor wenigen Wochen war sie in eine Schießerei in einer Mall in Toronto geraten - und hatte überlebt. Mindestens 38 Menschen wurden bei dem Amoklauf in Aurora verletzt.

Die Nachrichten aus Aurora reichten Amerika am frühen Morgen. Präsident Barack Obama und andere Politiker reagierten schockiert, Twitter quoll bald über von Trauer und Entsetzen.

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