Süddeutsche Zeitung

Roseburg:Was wir über den Amoklauf in Oregon wissen

  • Ein Mann erschießt auf einem Campus in Oregon neun Menschen, sieben weitere Menschen sollen verletzt worden sein.
  • Die Polizei ist schnell vor Ort, der Schütze stirbt im Feuergefecht.
  • Über das Motiv ist nocht nichts bekannt.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Um kurz vor elf Uhr Ortszeit erreichten am Donnerstag die ersten Meldungen aus der abgelegenen 20 000-Einwohner-Stadt Roseburg im Süden des Bundesstaates die Welt, etwa 290 Kilometer von Portland entfernt.

Auf dem Campus des örtlichen Umpqua Community College, einer Einrichtung zur Erwachsenenbildung, hatte ein bewaffneter Mann das Feuer eröffnet. Erste Schüsse fielen wohl in der "Snyder Hall", in einem Klassenzimmer, in dem ein Literaturkurs stattfand. Noch Stunden später war das genaue Ausmaß unklar. Die Bluttat hat nach derzeitigem Stand zehn Todesopfer und sieben Verletzte gefordert. Zu den Toten gehört auch der Schütze, der im Feuergefecht mit der Polizei starb. Zunächst war von 13 Toten und 20 Verletzten die Rede gewesen.

Was bislang über die Tat bekannt ist:

  • Um 10:38 erreichten die örtliche Polizei erste Notrufe vom Campus.
  • Es handelt sich um einen Einzeltäter.
  • Zeugenberichten zufolge drang der Schütze in ein Gebäude ein. Dort suchte er gezielt ein Klassenzimmer auf, in dem Schreib- und Rhetorik-Kurse stattfinden.
  • Dort eröffnete er das Feuer auf die Anwesenden.
  • Die Studenten aus den umliegenden Klassenzimmern konnten fliehen, nachdem sie die Schüsse gehört hatten.
  • Die ersten Polizisten trafen bereits um 10:43 Uhr auf dem Campus ein, drei Minuten später kam es zu einem Feuergefecht mit dem Schützen.
  • Der Mann wurde bei dem Schusswechsel mit der Polizei getötet.

Motiv unklar

Medienberichte und Behörden bestätigen inzwischen die Identität des 26-jährigen Schützen - das Motiv des Mannes ist noch unbekannt. Die örtliche Lokalzeitung zitiert eine Zeugin mit der Aussage, er habe die Studenten nach ihrer Religion befragt und dann einzeln erschossen. Diese Aussage wurde bislang allerdings noch nicht bestätigt. Im Netz kursiert ein Thread aus dem anonymen Forum 4Chan, in dem ein Nutzer am Mittwoch die Tat indirekt ankündigt (hier der Link, Achtung, verstörende Inhalte). Die Authentizität ist noch nicht gesichert.

Das Umpqua Community College hat etwa 3000 Vollzeit-Studenten, das neue Semester hatte am Montag begonnen. Die Campus-Ordnung verbietet Waffen, der einzige Sicherheitsbeamte der Einrichtung trägt keine Schusswaffe bei sich.

"Es ist ein furchtbarer Tag", sagte der zuständige Sheriff John Hanlin in einer Pressekonferenz. Kriminalität existierte zwar, doch Roseburg sei insgesamt eine friedliche Gemeinde. Nach der Evakuierung des Campus strömten viele Angehörige und Studenten in die Nähe des Colleges, Psychologen sind vor Ort.

Laxe Waffengesetze in Oregon

Oregon hat relativ laxe Waffengesetze, die in den vergangenen beiden Jahren allerdings etwas verschärft wurden. Einige Kommunen wie Portland verbieten das Tragen von Feuerwaffen auf öffentlichen Plätzen. Erst seit August gilt in Oregon zudem ein Gesetz, das private Händler dazu verpflichtet, den Hintergrund von Waffenkäufern zu prüfen. Allerdings hatten viele Händler bereits angekündigt, die Prüfung wegen des angeblich hohen Aufwands nicht umzusetzen.

In den bisher 274 Tagen dieses Jahres gab es einer Statistik zufolge in den USA bereits 294 Vorfälle, bei denen vier oder mehr Menschen durch Schusswaffen ums Leben kamen (dazu gehören neben Amokläufen auch Schießereien, zum Beispiel im Gang-Milieu). Die Bluttat vom Donnerstag ist die schwerste an einer amerikanischen Hochschule seit dem Massaker an der Virginia Tech im Jahr 2007, bei dem 32 Menschen getötet und 29 verletzt wurden.

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