American Football:Hunde-Elend

Footballstar Michael Vick soll Hundekämpfe organisiert haben. Nun drohen dem Superstar der Atlanta Falcons das Karriereende und fünf Jahre Gefängnis.

Lars Spannagel

Michael Vick ist ein Phänomen. Für einen Quarterback ist er unheimlich explosiv und laufstark, seine spektakuläre Spielweise hat ihm zu Werbedeals mit Coca Cola und Nike sowie zu einem Vertrag verholfen, der ihm 130 Millionen Dollar über eine Laufzeit von zehn Jahren garantiert. All das interessiert leider zurzeit niemanden mehr, denn Michael Vick, Star der Atlanta Falcons, soll in seiner Freizeit ein professionelles Kampfhund-Unternehmen geführt haben.

Michael Vick

Es ist unklar, ob Michael Vick noch einmal das Trikot der Atlanta Falcons tragen wird.

(Foto: Foto: Reuters)

Die Profiliga NFL hat ihn suspendiert, die offiziellen Händler nehmen sein Trikot und seine Autogrammkarten aus dem Sortiment, Nike hat Vicks millionenschweren Werbevertrag ausgesetzt. Die Staatsanwaltschaft von Virginia hat Anklage gegen Vick erhoben. Er soll Tiere gezüchtet und in Kämpfen gequält haben, Vick und drei seiner Freunde sollen hohe Summen auf Kämpfe gewettet haben. Bei einer Verurteilung drohen dem dreimaligen All-Star bis zu fünf Jahre Haft und 250.000 Dollar Geldstrafe.

Als Michael Vick und seine drei Mitangeklagten in der vergangenen Woche im Gerichtssaal von Richmond auf "nicht schuldig" plädierten, demonstrierten Tierschützer draußen gegen die vermeintlichen Tierquäler. Mittlerweile hat sich der Fall zum Politikum entwickelt. Der greise US-Senator (und frühere Ku-Klux-Klan-Aktivist) Robert Byrd bezeichnete die Behandlung der Tiere in einer bizarren Rede als "barbarisch". Der ehemalige demokratische Präsidentschaftskandidat Senator John Kerry forderte die NFL auf, Vick zu sperren. Die Bürgerrechtsorganisation NAACP hingegen warnte davor, Vick "vorschnell zu verurteilen".

Begonnen hatte der Skandal im April, als Michael Vicks Cousin mit Marihuana erwischt wurde. Als die Polizei das Anwesen in Virginia durchsuchte, das er als seinen Wohnsitz angegeben hatte und das Vick gehört, fand sie 66 Hunde (davon 55 Pitbulls), mehrere für Hunde umgebaute Laufbänder, Zuchtutensilien und Blutreste auf einem Teppich. In einer späteren Durchsuchung tauchten mehrere tote Tiere auf, die auf Vicks Anwesen vergraben waren und offenbar erschossen, ertränkt oder mit Stromschlägen getötet worden waren. Michael Vick stritt jede Verwicklung in das offenkundige Kampfhund-Unternehmen ab.

Am 23. Juli ordnete NFL-Chef Roger Goddell an, dass Michael Vick nicht am Trainingslager der Atlanta Falcons teilnehmen darf. Am vergangenen Montag setzte einer seiner Mitangeklagten Vick noch stärker unter Druck: Tony Taylor brach sein Schweigen und bekannte sich vor Gericht schuldig. Er gab an, zusammen mit den drei anderen Angeklagten unter dem Namen "Bad Newz Kennels" Hundekämpfe organisiert und ausgetragen zu haben. Die Finanzierung des Unternehmens habe Multimillionär Vick übernommen. "Bad Newz" ist ein Spitzname für Vicks Heimatstadt Newport News.

Micheal Vicks Karriere steht somit vor einem möglichen Ende. Die Gerichtsverhandlung für den Fall ist für November angesetzt, bis zum Saisonstart im September wird er die Vorwürfe kaum ausräumen können, bis auf Weiteres hat ihn der Besitzer seines Teams gesperrt. Die Hundekampfaffäre ist nicht der erste Fall, der Vick zu negativen Schlagzeilen verholfen hat. 2005 einigte er sich außergerichtlich mit einer Frau, die er wissentlich mit Genitalherpes angesteckt haben soll. Ein Jahr später verurteilte ihn die NFL zu einer Strafe von 10.000 Dollar, nachdem er buhenden Fans seiner eigenen Mannschaft beide Mittelfinger entgegengestreckt hatte.

Im April 2007 sollte Vick vor Politikern in Washington für die Finanzierung von Nachmittagsbetreuung für Schülern werben. Er verpasste allerdings seinen Flug und damit die Anhörung.

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