Amanda Knox:Eine Zukunft mit Schrecken

Engel mit Eisaugen? Die Amerikanerin Amanda Knox wurde für den Sexualmord an einer britischen Mitstudentin in Italien verurteilt. Nun gilt ihre Sorge dem Studium. Ein Fall in Bildern.

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Die Amerikanerin Amanda Knox wurde für den Sexualmord an einer britischen Mitstudentin in Italien verurteilt. Nun gilt ihre Sorge dem Studium.

Der Fall Amanda Knox lässt in den USA die Emotionen hochkochen. Die Causa illustriert, wie rasch sich ein tiefer Graben zwischen der Neuen Welt und dem alten Kontinent auftut. Einfach, weil kulturelle Missverständnisse und leicht zu mobilisierende Vorurteile nahe der Oberfläche brodeln.

Es geht um die Verurteilung der amerikanischen Austauschstudentin Amanda Knox, die in der italienischen Kleinstadt Perugia die Erasmus-Studentin Meredith Kercher aus England umgebracht haben soll.

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Amanda Knox war in einem Indizienprozess wegen Mordes am 1. November 2007 an ihrer Mitbewohnerin, der Studentin Kercher, zusammen mit einem früheren Freund verurteilt worden. Ihre Anwälte kündigten Berufung an.

Die 22-Jährige hatte immer ihre Unschuld beteuert. "Es gibt vieles, was ich nicht verstehe, aber ich muss es akzeptieren, auch wenn es mir nicht fair erscheint", sagte sie in ihrer neun Quadratmeter großen Zelle in einem Gefängnis bei Perugia. "Ich warte und hoffe." An ihre Zukunft denke die auch "Engel mit den Eisaugen" genannte Knox mit Schrecken. Nach der Bekanntgabe des Urteils habe sie sich schrecklich gefühlt, sagte sie. Ihre größte Sorge gelte nun ...

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... ihrem Sprachstudium. "Ich vermisse den Unterricht", sagte sie. Daher versuche sie nun herauszufinden, wie sie eine Fortsetzung des Studiums ermöglichen könne - mit den Professoren stehe sie bereits in Kontakt. Knox darf Briefe schreiben, hat im Gefängnis Capanne jedoch keinen Zugang zu E-Mails. Ihre Zelle teilt sie Anwälten zufolge mit einer 53-jährigen Amerikanerin, die wegen eines Drogendelikts vier Jahre Haft absitzen muss. In der Zelle gibt es eine Dusche und eine Toilette.

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Italienische Tageszeitungen, Fall Knox, Getty Images

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In italienischen Medien war das Urteil der Aufmacher am 6. Dezember. Am 8. Dezember beschäftigte sich auch die italienische Tageszeitung Corriere della Sera ausführlich mit der Kritik aus Amerika. Die Reaktionen waren harsch gewesen.

In der eher reißerischen New York Post wird Knox zum "US Gal", zur uramerikanischen jungen Frau stilisiert. Frauen, die vielleicht ein bisschen arg laut wirken, ein bisschen zu selbstsicher auftreten, vielleicht auch ein bisschen zu wild im Bett sein, aber im Grunde ihr Herz am rechten Fleck haben. Selbst in der welterfahrenen New York Times wird Knox als "Unschuld im Ausland" ikonisiert, gegen die Europas Medien eine gnadenlose Kampagne inszeniert haben. Es ist zu lesen, dass in Italien eher das Prinzip "Im Zweifel gegen den Angeklagten" gelte.

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Hillary Clinton, Fall Knox, AP

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Selbst Amerikas Außenministerin Hillary Clinton hat die Sache erreicht. Am Wochenende nach der Urteilsverkündigung musste sie im Fernsehen sogar verteidigen, dass sie sich noch nicht eingeschaltet hat. Afghanistan habe sie bisher beansprucht, konzidierte Clinton, und sie habe bisher keine Zweifel an der italienischen Regierung geäußert. Falls jemand Bedenken hätte, könne er sie nun aber in der Angelegenheit sprechen.

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Für Amanda Knox' Vater ist der Schuldspruch ein "Fehlurteil des italienischen Justizsystems" und noch viel mehr: Ihre Familie sieht in dem Urteil gegen die 22-Jährige ein "Versagen der Stadt Perugia (...) und Italiens als Ganzes". Das sagte Curt Knox dem US-Fernsehsender ABC nach dem Urteil. Er frage sich, wie die Richter und Geschworenen nach dem, was im Gerichtssaal an Indizien vorgelegt wurde, zu einem solchen Schuldspruch kommen konnten.

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Meredith Kercher, Fall Knox, AP

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Nach rund zwölf Stunden Beratung waren die sechs Geschworenen und zwei Richter zu dem Schluss gekommen, dass Knox und Sollecito im November 2007 die 21-jährige Austauschstudentin Meredith Kercher (Foto) getötet hatten.

Die junge Britin war halbnackt und mit durchschnittener Kehle in der Wohnung gefunden worden, die sie gemeinsam mit Knox und zwei Italienerinnen in der Universitätsstadt Perugia bewohnt hatte. Laut Anklage wurde sie getötet, weil sie sich weigerte, bei Sexspielen mitzumachen. Knox und Sollecito sollen unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen Kercher erstochen haben, während sie von einer Abendbekanntschaft der beiden, Rudy Hermann Guede, festgehalten wurde. Die Staatsanwaltschaft sagt, einer allein hätte Kercher all das nicht antun können.

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Amanda Knox hatte sich in den Aussagen immer wieder in Widersprüche verheddert. Knox erhielt ein Jahr Haft zusätzlich wegen Verleumdung. Sie hatte einen völlig Unbeteiligten des Mordes beschuldigt, was ihr die Anklage als heimtückisches Ablenkungsmanöver anlastete. Die um ein Jahr längere Strafe bedeutet auch, dass für Knox mögliche Vergünstigungen nicht gelten, die bei Strafen bis zu 25 Jahren gewährt werden können, insbesondere eine frühere Haftentlassung.

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Rudy Hermann, Fall Knox, Reuters

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Zuvor war bereits Rudy Hermann Guede zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Am 20. November 2007 hatten Ermittler den 21-Jährigen in einem Zug zwischen Koblenz und Mainz festgenommen. Dorthin war der aus der Elfenbeinküste stammende Guede aus Italien geflohen. Guedes Y-Chromosom wurde in Kerchers Körper gefunden. Er sagte, es hätte nur einen Annährungsversuch gegeben.

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Angehörige Kercher, Fall Knox, AP

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Neben Familienmitgliedern von Knox waren auch Angehörige des Opfers zu der Urteilsverkündung gereist. Ihnen sprach das Gericht Schadenersatz zu. Sollecito und Knox müssen an beide Eltern von Kercher jeweils eine Million Euro zahlen und dazu 800.000 Euro an jedes der drei Geschwister. Der Bruder des Opfers zeigte sich "sehr zufrieden" mit dem Urteil. Dies sei aber "kein Moment des Triumphs für die Familie".

Foto: AP, Schwester Stephanie und Vater John Kercher

Kercher, Fall Knox, Getty Images

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"Wir werden nie, nie über ihren Tod hinwegkommen", sagte Meredith' Mutter, die gebürtige Inderin Arline Kercher, im Gericht.

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Der Prozess hatte wegen der verbreiteten sexuellen Details und Internet-Fotos der Angeklagten für riesiges Medieninteresse gesorgt. Die junge Frau aus Seattle hatte sich in sozialen Online-Netzwerken als wilde Partygängerin dargestellt. Britische Boulevard-Blätter nannten sie daraufhin "Foxy Knoxy".

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Fall Knox, AP

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Zwei Jahre nach der Festnahme scheint Amanda Knox verändert. Anfangs trat sie lächelnd und lebhaft im Gericht auf. Sie war zurechtgemacht, trug auffällige T-Shirts. Auf einem stand in riesigen Lettern: "All you need is love." Sie suchte Augenkontakt zu ihrem damaligen Freund Sollecito ...

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... und schien mit den Kameras zu flirten, die ihre sinnlichen Blicke einfingen. Jetzt hat sie nichts Strahlendes, auffällig Attraktives mehr. Mit Sollecito hat sie Schluss gemacht. Ungeschminkt erschien die junge Frau zuletzt im Gericht, farbig war allein ihr grüner Mantel. Meist folgte sie mit gesenktem Kopf der Verhandlung, oft schloss sie die Augen. Nach dem siebenstündigen Plädoyer von Staatsanwalt Mignini ergriff sie aber das Wort.

"Meredith war meine Freundin, und ich habe sie nicht gehasst. Es wäre absurd, jemand zu verletzen, der nett zu mir war", sagte sie, den Tränen nah.

Foto: dpa (Text: AP/dpa/grc/ehr)

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