Im Gegensatz dazu wird es immer teurer und schwieriger, verschreibungspflichtige Medikamente zu bekommen. Oxycontin etwa, ebenfalls ein Opiat und ein legal erhältliches Schmerzmittel, war lange eine begehrte Droge. Die Szene taufte es Hillbilly Heroin, weil die Pillen besonders gern von der weißen Landbevölkerung genommen wurden, die man als Hillbillies verunglimpft. Eine Pille kostet laut dem Sozialarbeiter Deeney auf dem Schwarzmarkt 40 Dollar, wenn man sie preiswert bekommt. In manchen Gegenden sind bis zu 100 Dollar dafür fällig. Es wurde teurer, weil die Behörden und Pharmakonzerne es schwerer gemacht haben, Oxycontin zu bekommen - das Angebot sank, der Preis stieg.
New York, die Heroin-Hauptstadt
Eine Tüte Heroin kostet auf der Straße dagegen nur etwa zehn Dollar, und die Wirkung ist die gleiche. In der Heroin-Hauptstadt New York bekommt man es teils für sechs Dollar. In den vergangenen Jahren ist Heroin reiner geworden, es wirkt also stärker. Offenbar stecken auch dahinter die Kräfte der Marktwirtschaft: Weil mit den Pillen neue Konkurrenz für Heroin entstand, musste Heroin besser werden, um noch Abnehmer zu finden. Die Qualität des Stoffes schwankt aber stärker als die der Pillen. "Viele Abhängige sind zu Heroin gewechselt, weil es leichter zu haben ist und ein ähnliches Hoch liefert", schreibt die DEA in ihrem Drogenbericht. "Therapiestellen berichten, dass Opiat-Süchtige immer die Droge nehmen, die billiger und leichter zu haben ist." Die Zahl der Oxycontin-Abhängigen sinkt. Auch der Schauspieler Hoffman soll eine Zeit lang das Opium-Schmerzmittel genommen haben.
Der Gouverneur von Vermont, Pete Shumlin, hat seine gesamte Rede an das Parlament in der vergangenen Woche dem massiven Drogenproblem gewidmet, das es inzwischen in seinem kleinen, ländlichen Bundesstaat gibt. "In jedem Winkel unseres Staates bedrohen uns Heroin- und Opiat-Abhängigkeiten", sagt er. "Was als Problem mit Oxycontin und anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten in Vermont begann, hat sich zu einer ausgewachsenen Heroinkrise entwickelt."
Auf Selbstzufriedenheit folgen Entzugserscheinungen
Kaum eine Droge macht so schnell süchtig wie Heroin, einer von vier Menschen, die es probieren, wird abhängig. Heroin beeinflusst das zentrale Nervensystem. Auf ein blitzartiges Hochgefühl folgen Ruhe, Unbeschwertheit und Selbstzufriedenheit. Je nach Qualität des Stoffes wirkt er zwischen zwei und fünf Stunden. Danach kommen Entzugserscheinungen. Da sich der Körper an das Gift gewöhnt, müssen Süchtige die Menge immer weiter steigern.
Die Behörden finden immer wieder Drogenhöhlen, sind aber insgesamt hilflos. Insgesamt hat die DEA in New York im vergangenen Jahr 144 Kilo* beschlagnahmt, fast 20 Prozent der gesamten Funde in den USA, ein Wert von rund 43 Millionen Dollar. Das Geschäft ist größer geworden und professioneller. Erst im Januar fand die Polizei eine Heroin-Mühle in einer Wohnung im New Yorker Stadtteil Bronx mit Hunderttausenden Tütchen mit Namen wie "iPhone" oder "Government Shutdown". Sie waren acht Millionen Dollar wert und für Dealer im gesamten Nordosten der USA vorgesehen. Der Fund sei ein Warnzeichen, wie lukrativ das Geschäft geworden ist, sagt Bridget Brennan, New Yorks Drogen-Sonderbeauftragte. "Eine Beschlagnahmung dieser Größe sollte allen die Augen öffnen über das Ausmaß des Heroin-Problems, mit dem wir konfrontiert sind."
*Anmerkungen der Redaktion: In einer früheren Version stand an dieser 44 Kilo. Es sind 144 Kilo.