Aktion eines kanadischen Polizeichefs:Weihnachtskarte für böse Buben

Polizeichef von Abbotsford auf Weihnachtskarte

Bob Rich, Polizeichef von Abbotsford im Süden Kanadas, ist mit Leid und Seele Gesetzeshüter. Seine Uniform tauscht er nur gegen alternative Bekleidung, wenn es dem guten Zweck dient.

(Foto: abbypd.ca)

Wart ihr denn auch alle brav? Dieser Frage des Weihnachtsmannes müssen sich nicht nur Kinder stellen - zumindest im kanadischen Abbotsford. Der Polizeichef der Stadt verschickt in diesem Jahr Grußkarten an Kriminelle. Besinnlich sind die jedoch nicht, sondern bedrohlich.

Dieser durchdringende Blick unter den buschigen weißen Augenbrauen - da bricht selbst den Anständigsten der Angstschweiß aus. Der Nikolaus - im angelsächsischen Raum: Santa Claus - ist für Kinder eine Autoritätsperson. Wer brav war, bekommt der Legende nach Naschereien und Nüsse vom Mann im roten Mantel. Unartigen drohen hingegen Schläge mit der Rute.

Auch ein Polizeichef in Kanada versucht jetzt, sich das Drohpotential der bekannten Weihnachtsfigur zunutze zu machen. Auf Grußkarten will Bob Rich - verkleidet als martialischer Santa Claus - keine Kinder auf den rechten Weg bringen, sondern notorische Kriminelle. Der oberste Gesetzeshüter der Stadt Abbotsford bei Vancouver ließ sich in traditioneller Weihnachtsmann-Montur mit weißem Rauschebart ablichten. Dazu trägt er Schutzweste, Helm - und ein Maschinengewehr.

"Which list will you be on next year?", fragt ein festlicher Schriftzug neben dem scharf bewaffneten Santa. Übersetzt heißt das so viel wie: Auf welcher Liste wirst du nächstes Jahr stehen? Implizit ist die Drohung: Besser auf der Seite des Gesetzes!

Operation: Guter Vorsatz

Abbotsford belegt seit Jahren vordere Plätze in den Kriminalitätsstatistiken: 2008 und 2009 hatte die 170.000 Einwohner zählende Stadt die höchste Mordrate Kanadas. Doch während hierzulande wohl auch in einer Stadt mit einer vergleichbar hohen Kriminalität eine derartige Zuschaustellung polizeilicher Gewaltandrohung undenkbar wäre, rechtfertigt die Behörde den zweifelhaften Weihnachtsgruß in einer Pressemitteilung.

"Manchen mag es diesen Advent überraschen zu erfahren, dass die Polizei von Abbotsford ihn in ihre Mailingliste aufgenommen hat", heißt es dort. "Wiederholungstäter, Einbrecher und Personen aus dem Drogen- oder Gang-Milieu werden im Rahmen der 'Operation: Guter Vorsatz' speziell gestaltete Weihnachtskarten erhalten. Wir hoffen, dass den Empfängern die Karten als Ermahnung dienen (...)."

Außerdem befindet sich im Inneren der Karte eine Telefonnummer für diejenigen Ganoven, die ihren kleineren und größeren Verbrechen ein Ende setzen möchten und dabei Hilfe suchen. Wählt ein gesetzestreuer Bürger in spe die Nummer, bekommt er folgende Bandansage zu hören: "Wenn Sie anrufen, weil sie Ihr Leben ändern möchten, danke. Ihr Anruf ist uns wichtig, und wir würden uns gerne eingehender mit Ihnen unterhalten. Also hinterlassen Sie bitte Ihren Namen und eine Nummer, und wir rufen Sie zurück."

In der vergangenen Woche seien bereits Dutzende Karten verschickt worden, teilte die Polizei Abbotsford mit. Und auch erste Erfolge gebe es bereits zu vermelden: Einige Adressaten hätten sich tatsächlich gemeldet und ihren Willen zur Besserung bekundet.

Vielleicht schaffen es die kanadischen Gesetzeshüter also tatsächlich, ihr selbstgestecktes Ziel zu erreichen: Abbotsford zur "sichersten Stadt in British Columbia" zu machen. Weihnachten ist nicht zuletzt die Zeit der frommen Wünsche.

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