Air-Algérie-Unglück in Mali:Piloten wollten vor dem Absturz umkehren

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Experten aus Burkina Faso zeigen auf einer Wetterkarte ein Sturmgebiet (orange) nahe der Unglücksstelle.

(Foto: AFP)

Die Besatzung der verunglückten Air-Algérie-Maschine hat die Katastrophe in Mali womöglich kommen sehen. Vor dem Absturz wollten sie den Kurs ändern und zurückkehren. Dann brach der Kontakt ab.

  • Piloten wollten vor der Katastrophe von ihrer Route abweichen.
  • Flugdatenschreiber sind zur Auswertung in Paris eingetroffen.
  • Bergung im Savannengebiet kann Wochen dauern.

Flugzeug wollte umkehren

Die Piloten der in Mali abgestürzten Maschine haben das Unglück womöglich kommen sehen. Kurz vor der Katastrophe habe die Besatzung gebeten, den Kurs zu ändern und zurückzukehren, sagte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius in Paris. Dann sei der Kontakt abgerissen. "Alle Hypothesen werden im Rahmen der Untersuchungen geprüft. Was wir sicher wissen, ist, dass das Wetter in der Nacht schlecht war".

Flugdatenschreiber in Paris eingetroffen

Die Flugdatenschreiber der McDonnell Douglas MD-83, die Soldaten der UN-Mission am Wochenende gefunden hatten, sind am Montag in Frankreich eingetroffen. Dort sollen sie auf Bitten Malis ausgewertet werden. Dies könne "mehrere Wochen" dauern, sagte der für Verkehr zuständige Staatssekretär Frédéric Cuvillier in Paris - "wenn die Daten ausgewertet werden können".

Als Erinnerung an die Toten wurden in Frankreich am Montag die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden auf halbmast gesetzt. Das Zeichen der Trauer war von Präsident François Hollande angeordnet worden. Die Flaggen sollen drei Tage auf halbmast wehen.

Bergung kann Wochen dauern

Da die Absturzstelle in einem schwer zugänglichen Savannengebiet liegt, rechnen Experten damit, dass auch die Bergungsarbeiten mehrere Wochen dauern werden. Fabius wies auf extrem schwierige Bedingungen hin, die Leichen zu bergen. In dem Gebiet seien 200 französische Soldaten im Einsatz, begleitet von Truppen Malis und UN-Einheiten.

Ein erstes französisches Ermittlerteam war am Samstag an der Absturzstelle in der Nähe der Grenze zu Burkina Faso eingetroffen. Bilder vom Absturzort in der Region Gossi in Nordmali zeigen ein völlig in kleine Einzelteile zersplittertes Flugzeugwrack. Der Bereich der Absturzstelle in einem wüstenartigen Gebiet ist laut Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian mit 200 bis 300 Meter sehr begrenzt. Dennoch sei von längeren Bergungsarbeiten nicht zuletzt wegen der islamistischen Terrorgruppen in Nordmali auszugehen.

Air Algérie Flugzeugabsturz Mali

Die Absturzstelle der Air-Algérie-Maschine in Mali.

(Foto: AP)

Beim Absturz des Flugzeugs über Mali kamen am frühen Donnerstagmorgen alle 118 Menschen an Bord ums Leben. Die Maschine war 50 Minuten nach dem Start in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, abgestürzt. Die US-Regierung kondolierte am Samstag: "Wir sprechen allen, die an Bord des Air-Algérie-Flugs 5071 ihre Lieben verloren haben, unser tief empfundenes Beileid aus", heißt es in einem Statement des Weißen Hauses.

Pilotengewerkschaft Cockpit fordert strengere Vorschriften

Als Reaktion auf die jüngsten Flugzeugabstürze fordert die Pilotengewerkschaft Cockpit neue internationale Sicherheitsregeln und mehr Vorsicht beim Überfliegen von Krisenherden. "Es müssen auf internationaler Ebene Instrumentarien geschaffen werden, die einen vergleichbaren Standard gewährleisten, so dass sich der wirtschaftliche Druck nicht zu sehr auf Sicherheitsentscheidungen auswirkt", sagte Sprecher Jörg Handwerg der Leipziger Volkszeitung. Inzwischen werde "bis runter zum absoluten gesetzlichen Minimum abgebaut, gespart, reduziert". Dem gelte es etwas entgegensetzen, "wenn wir nicht eine Zunahme an Unfällen sehen wollen".

Drei Flugzeug-Unglücke in wenigen Tagen

Innerhalb weniger Tage sind im internationalen Luftverkehr zuletzt drei Flugzeuge verunglückt. Beim mutmaßlichen Abschuss einer Boeing der Malaysia Airlines starben am 17. Juli in der Ostukraine 298 Menschen. Nach der Bruchlandung eines Flugzeugs der taiwanesischen Airline Transasia am 23. Juli in Taiwan gab es 48 Tote. Es folgte der Absturz der Air-Algérie-Maschine mit 118 Menschen an Bord.

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