Agenda von Papst Franziskus:"Eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen"

Seine Namenswahl hatte es bereits angedeutet, jetzt wird Papst Franziskus konkret: Sein Pontifikat will er dem Kampf gegen die Armut widmen. Und nicht nur das - glaubt man seinen Worten, könnte der katholischen Kirche selbst eine Zeit der Bescheidenheit bevorstehen.

Das "Habemus Papam" hallte noch auf dem Petersplatz nach, da spekulierten die Kommentatoren der Fernsehsender bereits, wohin es unter Jorge Mario Bergoglio mit der katholischen Kirche gehen könnte. Wichtigstes Indiz dabei: der selbstgewählte Name des Argentiniers. Franziskus heißt der neue Pontifex, nach Franz von Assisi, der von Gläubigen vor allem für seinen Einsatz für die Armen verehrt wird.

Nun hat der neue Pontifex die Spekulationen bestätigt und sein Pontifikat offiziell dem Kampf gegen das Elend auf der Welt gewidmet. "Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen", sagte der 76-Jährige am Samstag bei einem Empfang für Medienvertreter im Vatikan. Worte, die nicht nur im teilweise bitterarmen Südamerika wohlwollend aufgenommen werden dürften. Auch Kirchenkritikern, die sich unter anderem gegen die Vatikanbank und die Finanzpolitik der katholischen Kirche wenden, dürfte die Ankündigung zu mehr Bescheidenheit Hoffnung geben.

Franziskus erinnerte noch einmal an die bewegendsten Momente im Konklave, das ihn zum Papst bestimmt hatte. Als die Stimmenzahl die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit erreicht habe, habe sein Freund, der brasilianische Kardinal Claudio Hummes, ihn umarmt und gesagt: "Vergiss die Armen nicht". In diesem Augenblick sei auch die Idee des Namens in ihm wach geworden: Franziskus, ein Mann der Demut und Einfachheit. Darüber hinaus stehe er auch für die Liebe zur Schöpfung, was gerade heute wichtig sei, wo die Menschen vielfach keine gute Beziehung zur Natur hätten. Zugleich betonte Bergoglio, dass die Kirche nicht politischer Natur, sondern im Kern spirituell sei.

"Ich danke Euch für alles"

Tausende Medienvertreter aus aller Welt nahmen an der Audienz teil und empfingen das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken mit Applaus. "Ich danke Euch für alles, was ihr geleistet habt", sagte Franziskus. Zur Kritik von Seiten der Medien, die in den vergangenen Tagen auch die Rolle des Argentiniers unter der Militärjunta kritisch hinterfragt hatten, äußerte er sich nicht.

Am Sonntag spricht der neue Papst sein erstes Angelus-Gebet. Dazu werden Zehntausende Gläubige auf dem Petersplatz erwartet. Am Dienstag wird der Pontifex Maximus - Lateinisch für: Oberster Priester - dann feierlich ins Amt eingeführt. Erste Staatsgäste reisten dafür bereits an. Insgesamt werden Delegationen aus etwa 100 Ländern und Hunderttausende Pilger erwartet. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel will nach Rom kommen.

Eine spektakuläre Begegnung steht in einer Woche in Castel Gandolfo bevor. Am kommenden Samstag will Franziskus seinen Vorgänger Benedikt XVI. treffen, wie der Vatikan ankündigte. Bergoglio und Joseph Ratzinger kommen dazu in der Papstresidenz bei Rom zusammen, wo auch ein gemeinsames Mittagessen geplant ist. Franziskus reise mit dem Hubschrauber nach Castel Gandolfo, wo Ratzinger seit seinem Rücktritt als Papst am 28. Februar vorübergehend lebt.

Das historische Treffen des neuen und des emeritierten Papstes wird in Rom mit Spannung erwartet. Ratzinger hatte angekündigt, die Unterlagen zum "Vatileaks"-Skandal um Machenschaften im Vatikan nur seinem Nachfolger zugänglich zu machen. Beobachter schlossen aber daraus, dass die Inhalte brisant sein dürften. Derzeit sollen sich die Geheimdokumente in Castel Gandolfo befinden.

Kardinal Lehmann kritisiert Umgang mit Vatileaks-Affäre

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann kritisierte den Umgang mit der Vatileaks-Affäre unter Papst Benedikt indirekt. Auf die Frage, ob die Kardinäle im Konklave Aufklärung bekommen hätten - auch zu der Affäre -, sagte er dem Magazin Focus: "Teilweise, aber zu Vatileaks am wenigsten, weil Benedikt das Geheimdossier dem Nachfolger vorbehalten hat."

Einer der Kardinäle, die das Dossier zusammengestellt hatten, habe das bereits bekannte Kommuniqué vom Dezember vorgetragen. "Dabei hatte man den Eindruck, wir stellen Fragen, aber niemand beantwortet sie."

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