Afrika:Pastor mit Privatjet

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Malawi ist eines der ärmsten Länder der Erde. Pastor Shepherd Bushiri, hier vor seinem Privatjet, gilt als einer der reichsten Männer Afrikas. (Foto: Quelle: Facebook)

Er füllt Stadien, hat einen Youtube-Kanal und vollbringt Wunder wie am Fließband: Ein Mix aus Religion, Wohlstandsversprechen und Entertainment hat Shepherd Bushiri zu einem der reichsten Männer Afrikas gemacht.

Porträt von Isabel Pfaff

Wie ein klassischer Mann Gottes wirkt Pastor Shepherd Bushiri nicht. Der smarte junge Mann trägt perfekt sitzende Anzüge, einen akkuraten Haarschnitt und betreibt einen eigenen Youtube-Kanal. Außerdem vollbringt er Wunder wie am Fließband.

Von so ziemlich jeder seiner übernatürlichen Taten gibt es ein Video: wie Bushiri HIV-Infizierte vom Virus befreit, wie er ein totes Kind zum Leben erweckt - oder wie er schwebt. Ein Youtube-Hit, zweieinhalb Millionen Klicks. Doch das Verrückteste an diesem selbsternannten "Propheten unserer Generation" ist, dass sein Plan aufgeht.

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Der Pastor füllt Stadien im gesamten südlichen Afrika

Bushiri, der aus Malawi stammt und in Südafrika lebt, füllt Stadien im gesamten südlichen Afrika. Von Geld ist auf Bushiris diversen Webseiten indes nur selten die Rede. Dass er seine religiösen Dienste aber nicht gratis anbietet, ist mehr als wahrscheinlich. Bushiri gilt als einer der reichsten Männer Malawis.

Vor kurzem wurde berichtet, dass er wieder ein Privatflugzeug gekauft haben will - es wäre sein drittes. Die malawische Online-Zeitung Nyasa Times widmete der Übergabe-Zeremonie einen großen Text mit Fotos: roter Teppich, eine aufgedonnerte Festgesellschaft und Bushiri, der sagt: "Als ein Mann Gottes glaube ich, dass ich mit gutem Beispiel vorangehen muss." Er hänge der Lehre an, dass man alles schaffen könne durch Christus, der einen bestärke.

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Ob es nun Christus war, der ihm den Flugzeugkauf ermöglicht hat oder nicht doch die horrenden Beiträge, die Bushiri von seinen Kirchenmitgliedern verlangt, bleibt ein Geheimnis. Eine südafrikanische Zeitung schreibt, dass der Besuch einer Bushiri-Messe 5000 Rand (knapp 290 Euro) kosten soll, inklusive Unterkunft, Transport und Verpflegung.

So kurios der Erfolg des Propheten aus Malawi anmutet: Shepherd Bushiri ist nicht der Einzige, der mit seinem Mix aus Religion, Wohlstandsversprechen und Entertainment die Massen anzieht. Er gehört zu einer wachsenden Gruppe religiöser Unternehmer, die aus der Perspektivlosigkeit von Millionen Afrikanern Profit schlagen.

Die Menschen suchen zunehmend im Glauben Hilfe und Trost

In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Kontinent rasend schnell verändert. Er ist Teil der Weltwirtschaft geworden - in vielen Fällen zum Nachteil der Bevölkerung. Die wachsende Ungleichheit hat den Alltag vieler Afrikaner unberechenbar gemacht. Und die überfüllten Moscheen und Kirchen des Kontinents zeigen: Die Menschen suchen zunehmend im Glauben Hilfe und Trost.

Ein junger Prediger im schicken Anzug, der frohe Botschaften von Glück, Gesundheit und Wohlstand verkündet, verfängt da leicht. Die starke Betonung von materiellem Erfolg ist in diesen Bewegungen keine Schande - im Gegenteil. Sie ist ein wichtiger Grund, warum sich die Menschen für eine solche Kirche entscheiden.

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Unter eines von Bushiris Youtube-Videos schreibt ein Anhänger: "Warum sollte es falsch sein, wenn Pastoren ihre Kirchenmitglieder lehren, wie man zu Wohlstand kommt, statt die Armut zu akzeptieren?" Bleibt nur noch die Frage, ob der Unterricht des Wohlstandslehrers Bushiri wirklich so gut ist. So richtig reich geworden ist bislang nur er selbst.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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