Afghanistan:Mehr als 150 Tote nach Sturzfluten

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Menschen suchen nach den Sturzfluten nach Verletzten und Überlebenden. (Foto: Rahmat Gul/AP)

Die Opferzahlen könnten noch steigen, viele Menschen werden vermisst. Die Fluten treffen die von Konflikten geplagte Bevölkerung schwer.

In Afghanistan sind einen Tag nach den verheerenden Sturzfluten in der Provinz Parwan erneut Menschen durch Überschwemmungen ums Leben gekommen. In der Nachbarprovinz Kapisa nordöstlich der Hauptstadt Kabul starben mindestens 13 Bewohner, wie ein Polizeisprecher am Donnerstag mitteilte. Die Opferzahlen könnten noch steigen, viele Menschen würden unter Erdmassen vermisst.

Insgesamt starben seit Mittwoch mehr als 150 Menschen in 13 von Fluten betroffenen Provinzen, wie ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde während einer Pressekonferenz am Donnerstag sagte.

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Zahlreiche Gefangene entkommen, 1000 sollen aber bereits wieder festgenommen sein. Bei den Gefechten zwischen dem IS und Sicherheitskräften werden mehr als 20 Menschen getötet.

Besonders stark betroffen war die Provinz Parwan nördlich der Hauptstadt Kabul. In der Nacht zum Mittwoch wurden hier durch plötzliche Überschwemmungen etwa 100 Menschen in den Tod gerissen. Die Sturzfluten hinterließen eine Schneise der Verwüstung. Auch am Donnerstag suchten Helfer unter den Erdmassen immer noch nach Opfern.

Bereits am Mittwoch wurde klar, dass die lokalen Behörden weitere Hilfe benötigen. Unterstützt werden sie von der Armee, die in die Provinz geschickt wurde. Soldaten verteilten Hilfs- und Lebensmittelpakete an die betroffenen Familien. Auch in anderen Provinzen forderten die Behörden Unterstützung aus Kabul. Die Katastrophe übersteige die Hilfsmöglichkeiten vor Ort, hieß es aus der Provinzverwaltung in Parwan. Präsident Aschraf Ghani sei von dem Unglück zutiefst betroffen, teilte Regierungssprecher Sedik Sedikki auf Twitter mit.

Die Fluten treffen die von Konflikten geplagte Bevölkerung schwer, die bereits unter gestiegenen Lebensmittelpreisen in Folge der Corona-Pandemie leidet. Mehr als 14 Millionen Menschen sind laut UN auf humanitäre Hilfe angewiesen. Trotz geplanter Friedensgespräche zwischen der Regierung und den islamistischen Taliban geht der Konflikt im Land weiter.

Im Sommer kommt es in Afghanistans Norden und Osten häufig zu heftigem Regen, der jedes Jahr zu Überflutungen und Hunderten Toten führt. Die derzeitigen Überschwemmungen erinnern an die schweren Sturzfluten im Frühjahr 2019. Mehr als 10 000 Häuser wurden damals laut dem UN-Nothilfebüro Ocha zerstört, etwa 80 000 Menschen waren von den Fluten betroffen.

© SZ/dpa/AP/ick/jsa/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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