Süddeutsche Zeitung

Afghanistan:Mob lyncht Frau in Kabul

"Hunderte attackierten sie mit Steinen und Stöcken"

Eine Menschenmenge hat nach Angaben der Polizei in der afghanischen Hauptstadt Kabul eine 27-jährige Frau tot geprügelt. "Hunderte attackierten sie auf der Straße mit Steinen und Stöcken", sagte der Leiter der Kriminalpolizei in einem Bericht der BBC. Lokalen Presseberichten zufolge warfen die männlichen Täter die Leiche der Frau in ein trockenes Flussbett in der Innenstadt und zündeten sie an. Es dauerte einige Zeit, bis Feuerwehrleute den brennenden Leichnam löschten.

Auslöser des Lynchmordes sei das Gerücht über die Verbrennung einer Ausgabe des Korans durch die Frau gewesen, hieß es von Seiten der Polizei. Die Familie der getöteten Frau teilte mit, dass die Frau seit 16 Jahren an einer psychischen Krankheit litt. Sie habe die Heilige Schrift nicht absichtlich verbrannt.

Innenministerium nimmt vier Verdächtige fest

Nach Aussage des Polizeichefs hätten sich "Tausende" Menschen an der Moschee im Stadtteil Schahi Doschamschira versammelt, wo die Frau den Koran verbrannt haben soll. Die Polizei habe Mühe gehabt, die wütende Menge auseinanderzutreiben.

Der Sprecher des Innenministeriums bestätigte den Tod der Frau. Vier Verdächtige seien festgenommen worden, Untersuchungen zum Hergang wurden eingeleitet. In sozialen Netzwerken waren Fotos des Angriffs zu sehen. Dutzende Gaffer hielten die Tat mit ihren Smartphones fest.

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