Süddeutsche Zeitung

Tod einer Ärztin:Generalstaatsanwaltschaft München lässt Wohnung im Fall Kellermayr durchsuchen

Gegen den Beschuldigten aus dem Landkreis Starnberg wird wegen der Tatvorwürfe der Bedrohung und der Nachstellung ermittelt. Auch in Berlin sind Ermittler dabei, die Hintergründe des Suizids der Ärztin zu untersuchen.

Von Celine Chorus

Nach dem Tod der von Corona-Impfgegnern bedrohten Ärztin Lisa-Maria Kellermayr wurde am frühen Freitagmorgen eine Wohnung im Raum München durchsucht. Dabei sind nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft München auch Datenträger sichergestellt worden, die derzeit ausgewertet werden. Der Beschuldigte aus dem Landkreis Starnberg habe sich kooperativ gezeigt.

Dem Ermittlungsverfahren gegen den 59-Jährigen liegt eine Mitteilung der Staatsanwaltschaft Wels an die Staatsanwaltschaft Traunstein zugrunde. Aufgrund der örtlichen Zuständigkeit war das Ermittlungsverfahren zunächst an die Staatsanwaltschaft München II abgegeben und am Mittwoch von der Generalstaatsanwaltschaft München, genauer der dortigen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus, übernommen worden. Bei der Zentralstelle ist auch der bayerische Hate-Speech-Beauftragte angesiedelt, dessen Stellvertreterin das Verfahren in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizeiinspektion Fürstenfeldbruck führt.

Ermittlungen im Fall Kellermayr laufen auch in Österreich bei der Staatsanwaltschaft Wels

Kellermayr war am vergangenen Freitag tot in ihrer Praxis gefunden worden. Das vorläufige Obduktionsergebnis bestätigte laut der zuständigen Staatsanwaltschaft Wels einen Suizid. In den Wochen vor ihrem Tod war die Ärztin Drohungen, mutmaßlich aus der Szene der Corona-Maßnahmengegner, ausgesetzt. In einschlägigen Internetforen wurde sie beleidigt und in einer blutrünstigen Mail, die auch ihre Angestellten nicht ausnahm, mit ihrer Hinrichtung bedroht. Gegen den Beschuldigten aus dem Raum München wird im Wesentlichen wegen der Tatvorwürfe der Bedrohung und der Nachstellung ermittelt, die sich auf Äußerungen im Internet und in sozialen Medien gegen die verstorbene Ärztin gründen.

Ermittlungen im Fall Kellermayr laufen auch in Österreich bei der Staatsanwaltschaft Wels, die aufgrund ihrer offenbar nach Deutschland führenden Erkenntnisse die Staatsanwaltschaft Berlin eingeschaltet hat. Hierbei geht es nach Angaben der Behörde um zwei Verdächtige im Zusammenhang mit der Bedrohung der österreichischen Ärztin. Auch der Würzburger Rechtsanwalt Chan-Jo Jun, der sich mit Hasskriminalität im Netz befasst und selbst schon mehrmals Opfer von Bedrohung wurde, hat nach Informationen der SZ eine Drohmail, die im Februar 2022 an seine Kanzlei geschickt worden war, an die Staatsanwaltschaft Würzburg geleitet. Ton und Inhalt der Nachricht ähneln der Todesdrohung, die Lisa-Maria Kellermayr erhalten hatte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5634709
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/rtw
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.