Süddeutsche Zeitung

Adelshochzeit in Monaco:Das Skandalpotenzial des Fürstentums

Die monegassische Fürstenfamilie füllt seit Jahren die Knallpresse. Jetzt heiratet Andrea Casiraghi, Sohn von Prinzessin Caroline, die aus einer Milliardärsfamilie stammende Tatiana Santo Domingo. Die junge Generation von Monaco zeigt, dass sie mit dem Glamour ihrer Vorfahren mithalten kann. Nur nicht unbedingt bei den Skandalen.

Von Felicitas Kock

Ein paar angestaubte Titel, eine royale Hochzeit hier, ein Thronjubiläum da - Monarchie können viele. Doch kaum eine Dynastie weckt so sehr das Interesse der Öffentlichkeit, wie die Grimaldis an der Côte d'Azur.

Monaco, das ist die glamouröse Hochzeit Fürst Rainiers III. mit der Hollywood-Schönheit Grace Kelly im Jahr 1956 - das ist aber auch der tödliche Unfall der gebürtigen Amerikanerin 26 Jahre später, durch den die drei Kinder Caroline, Albert und Stéphanie zu Halbwaisen werden. Monaco, das sind die drei Ehen Prinzessin Carolines, die erste nach zwei Jahren geschieden und später annulliert, die zweite durch den Tod Stefano Casiraghis bei einem Sportboot-Unfall auf tragische Weise beendet, die dritte mit Prinz Ernst August von Hannover ruhend. Monaco, das sind die Eskapaden des früheren Playboys und heutigen Fürsten Albert II., der zwei uneheliche Kinder zeugt und 2011 die südafrikanische Schwimmerin Charlène Wittstock heiratet. Und Monaco, das sind auch die Irren und Wirren im Leben Prinzessin Stéphanies, zu denen Karrieren als Model und Popstar ebenso gehören wie Beziehungen zu Hof- und Zirkuspersonal.

So sehr die Gegenwart der Fürstenfamilie auch mit den alten Geschichten verknüpft sein mag - langsam wird es ruhiger um Caroline und Stéphanie. Sogar Albert scheint seit seiner Hochzeit gezähmt und drängt lediglich dadurch in die Schlagzeilen, dass er die Knallpresse auf Nachwuchs warten lässt. Eigentlich könnte Frieden einkehren auf dem Felsen an der Côte d'Azur. Wirtschaftlich geht es dem gerade einmal 2,02 Quadratkilometer großen Fürstenreich gut. Seit einer Vertragsänderung im Jahr 2002 müssen die Monegassen keine Angst mehr haben, beim Aussterben der Grimaldis an Frankreich zu fallen. Und eigentlich sollte das, was die Familie den Klatschblättern dieser Welt schon an Futter gegeben hat, mindestens für die kommenden hundert Jahre reichen.

Hochzeit im kleinen Kreis

Doch der Boulevard gibt sich mit bodenständigen, glücklichen Familien nicht zufrieden. Mit perfekten Ehen und zur perfekten Zeit geborenen Kindern, glücklichen Williams und Kates, lächelnden Willems und Maximas, strahlenden Frederiks und Marys. Irgendwann wünscht sich jeder Klatschspaltenleser einen Skandal. Und dann wandert der Blick in alter Gewohnheit nach Monaco. Doch gibt es dort noch etwas zu holen? Die illustre Gesellschaft treibt sich zwar weiterhin in dem Zwergstaat am Mittelmeer herum. Aber liefert die neue Generation auch echte Skandale?

Da wäre zunächst Carolines ältester Sohn Andrea Casiraghi, der an diesem Samstag seine Freundin Tatiana Santo Domingo heiraten will. Seit acht Jahren sind die beiden ein Paar - und das nahezu skandalfrei. Im Juli 2012 wurde die Verlobung bekanntgegeben, acht Monate später folgte die Geburt des gemeinsamen Sohnes Sacha. Der 29-jährige Andrea ist mit seinen Geschwistern fernab des Fürstenhauses in Südfrankreich und später in Fontainebleau nahe Paris aufgewachsen. Er meidet die Öffentlichkeit, auf den Einladungskarten seien die Hochzeitsgäste sogar gebeten worden, keine Fotos über Facebook zu verbreiten, heißt es.

Das Fest soll in kleinem Rahmen gehalten werden, die kirchliche Trauung im Winter im Schweizer Nobel-Skiort Gstaad stattfinden. Von einer bescheidenen Feier ist dennoch nicht auszugehen: Nicht nur Andrea, der gern schnelle Autos fährt und für Extremsportarten schwärmt, stammt aus "gutem Hause". Seine künftige Ehefrau ist Tochter einer milliardenschweren kolumbianischen Unternehmerfamilie, wurde in New York geboren und ist in Genf und Paris aufgewachsen. Tatiana bringt den nötigen Glamour mit an die Côte d'Azur, einst wurde die heutige 29-Jährige gar vom Magazin Vanity Fair zur elegantesten Frau der Welt gekürt. Sie interessiert sich für Mode und hat nach ihrem Kunstdiplom ein eigenes Modelabel gegründet.

In Arbeit zu ertrinken scheint die junge Frau dort nicht, genauso wenig wie Andrea, der nach seinem Abschluss in internationaler Politik zwar karitativ tätig ist, aber bereits in die Kritik gerät, weil er keinen richtigen Beruf ergreift. Ein Skandal? Wohl kaum. Eher ein fader Beigeschmack, der den fürstlichen Glanz ein wenig verblassen lässt.

Als Vorbild wird Andrea diesbezüglich oft sein kleiner Bruder Pierre vorgehalten, der nicht nur seit Jahren mit der italienischen Adligen Beatrice Borromeo liiert, sondern auch in der Firma seines verstorbenen Vaters Stefano Casiraghi tätig ist. Er ist mittlerweile Hauptaktionär des Baukonzerns und arbeitet eng mit seinem Onkel, dem Präsidenten des Unternehmens, zusammen. Pierre könnte somit durchaus als Saubermann der Familie durchgehen, obwohl er für Schlagzeilen sorgte, als er 2012 in einem New Yorker Nachtclub zusammengeschlagen wurde. Angeblich, weil er mit drei Models geflirtet hatte.

Die einzige Hoffnung auf nennenswertes monegassisches Drama ruht auf Schwester Charlotte. Die Liaison der 27-Jährigen mit dem 16 Jahre älteren französischen Komiker und Schauspieler Gad Elmaleh und ihre Schwangerschaft werden von Außenstehenden misstrauisch beäugt. Bereits jetzt wird gemunkelt, dass die Prinzessin es ihrem großen Bruder bald nachtun und ebenfalls vor den Traualtar treten will.

Für manche Grund genug, die Parallele zu Caroline zu ziehen, die 1978 spontan den französischen Playboy Philippe Junot heiratete - eine überstürzte Ehe, die nur zwei Jahre hielt. Doch wird dabei gerne vergessen, dass Charlotte nicht mehr Anfang 20 ist, wie ihre Mutter damals, sondern dass sie bereits auf die 30 zugeht. Ein bisschen mehr Vernunft dürfte ihr also zuzutrauen sein - weshalb es auch hier momentan noch heißt: Glamour ja, Skandal nein.

Warten auf Nachwuchs

Doch wäre die Geschichte der jungen Generation von Monaco nicht zu Ende erzählt, würde man bei den bereits existierenden Enkeln Rainiers III. (zu denen neben Andrea, Pierre und Charlotte auch deren jüngere Schwester Alexandra, sowie Prinzessin Stéphanies Kinder Louis, Pauline und Camille gehören) haltmachen. Die Frage, um die sich zurzeit alles dreht, ist schließlich, ob die im Jahr 2011 angeheiratete Fürstin Charlène noch einen Thronfolger zur Welt bringen wird, oder nicht. Immer wieder gibt es Gerüchte, die blonde Südafrikanerin sei schwanger, immer wieder stellen sie sich als falsch heraus. Eine Berg- und Talfahrt für die Gefühle eines jeden Adelsfans.

Die Frage nach dem Nachwuchs im Hause Grimaldi ist jedoch nicht nur für Außenstehende interessant, sondern auch für die Casiraghis. Denn solange Albert und Charlène keinen eigenen Thronfolger präsentieren können, bleibt Prinzessin Caroline in der Thronfolge auf Platz eins, gefolgt von ihrem ältesten Sohn Andrea. Ob der wirklich Lust hat, das süße Leben des unbedarften Adelssprosses für die Führung des Fürstentums aufzugeben, ist fraglich. Doch jetzt wird erst einmal Hochzeit gefeiert, in Monaco. Glamourös - und möglichst skandalfrei.

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