Absturz von Germanwings-Maschine:Hinterbliebene sollen 25 000 Euro Schmerzensgeld bekommen

  • Lufthansa bietet den Angehörigen der Opfer des Absturzes einer Germanwings-Maschine eine pauschale Summe zusätzlich zur Soforthilfe an.
  • Ein Opferanwalt erklärte, das Unternehmen wolle sich durch das Angebot der Verantwortung entziehen.
  • Die Lufthansa-Tochter Germanwings hatte den Angehörigen geraten, sich für Entschädigungszahlungen auch an den deutschen Staat zu wenden.

Anwalt findet Angebot nicht angemessen

Die Lufthansa bietet den Hinterbliebenen der Germanwings-Katastrophe 25 000 Euro als Schmerzensgeld für den Verlust eines Angehörigen an. Ein entsprechendes Angebot sei bei den Opfer-Anwälten eingegangen, bestätigten mehrere Anwälte. Lufthansa hat den Hinterbliebenen bereits eine Soforthilfe von 50 000 Euro pro Todesopfer gezahlt.

Der Mönchengladbacher Anwalt Christof Wellens nannte das Angebot nicht angemessen: "Ich kann mir kaum vorstellen, dass auch nur eine Opfer-Familie das annimmt", sagte Wellens der Nachrichtenagentur dpa. Die Lufthansa versuche, sich der Verantwortung zu entziehen. Wellens vertritt nach eigenen Angaben 15 Opfer-Familien.

Lufthansa-Tochter Germanwings hatte den Angehörigen der Opfer zunächst empfohlen, sich für Entschädigungszahlungen auch an den deutschen Staat zu wenden und auf das Opferentschädigungsgesetz verwiesen. "Der Staat muss aber nur einspringen, wenn es keinen Täter gibt", sagte Opferanwalt Wellens.

Zwischenbericht zu Sicherheitsfunktionen

Derweil zieht die deutsche Luftfahrtbranche erste Lehren aus dem Absturz der Germanwings-Maschine im März. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) stellten den Zwischenbericht einer Experten-Arbeitsgruppe vor. Erörtert wurde vor allem, ob es Veränderungen an den Sicherheitsfunktionen der Cockpittüren geben muss und wie die Flugtauglichkeit von Piloten künftig besser überprüft werden kann.

Dobrindt betonte: "Wir haben die einhellige Einschätzung, dass die Sicherheitsstandards in der Luftfahrt bereits heute außerordentlich hoch sind." Handlungsbedarf sehen die Experten vor allem bei der Beurteilung der Flugtauglichkeit. Alle Beteiligten müssten verstärkt für psychische Erkrankungen sensibilisiert werden, raten sie in ihrem Bericht. Anlaufstellen für Crewmitglieder, die psychische Probleme haben oder bei Kollegen feststellen, sollten EU-weit verbindlich vorgeschrieben werden.

Ob es bei Piloten künftig Zufallskontrollen auf Medikamente, Alkohol oder Drogen geben soll, ist noch offen. Wichtig wäre aus Sicht der Experten außerdem, dass Mediziner, Psychologen und Aufsichtsbehörden einen Überblick über die Krankengeschichte bekommen können. Derzeit gehen solche Daten nur pseudonymisiert - also verschlüsselt - an Behörden. Nun soll geprüft werden, ob Alternativen denkbar sind, ohne den Datenschutz oder die ärztliche Schweigepflicht zu verletzen. Die Taskforce wird an diesen Punkten weiterarbeiten.

Vorschläge sollten an europäische und internationale Behörden, Branchenverbände und Luftfahrtorganisationen weitergeleitet werden. Bei dem Absturz am 24. März in den französischen Alpen kamen alle 150 Menschen an Bord ums Leben. Nach Überzeugung der französischen Staatsanwaltschaft sperrte der Copilot seinen Kollegen aus dem Cockpit aus und brachte die Maschine absichtlich zum Absturz. Er hatte psychische Probleme.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: