Abraham Poincheval:Aktionskünstler brütet Hühnereier aus

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Seit einer Woche sitzt der Künstler Abraham Poincheval auf seinem Brutplatz: Einem Stuhl im Palais de Tokyo in Paris. (Foto: AFP)
  • Der französische Performancekünstler Abraham Poincheval will mit seiner Körperwärme Hühnereier ausbrüten.
  • Für die Aktion sitzt er im Pariser Palais de Tokyo auf einem Stuhl - rund um die Uhr und unter ständiger Beobachtung.
  • Eine besondere Herausforderung hebt die Aktion "Ei" von früheren Performances ab.

"Ich wollt' ich wär' ein Huhn, ich hätt nicht viel zu tun"? Abraham Poincheval probiert derzeit aus, ob ein Hühnerleben tatsächlich so beschaulich verläuft, wie das Lied aus den Dreißigerjahren es suggeriert. Der französische Aktionskünstler will etwa ein Dutzend Hühnereier kraft seiner Körperwärme ausbrüten.

Stehlampe, Essen und eine dicke Decke sollen Wärme erzeugen

Für die Performance "Ei" hat er am 29. März auf einem Stuhl Platz genommen, unter dessen Sitzfläche eine Schüssel mit den Hühnereiern hängt. Poincheval hüllt sich in eine gefütterte Decke, wird mit einer Stehlampe angestrahlt und isst nur Speisen, die in seinem Körper genügend Wärme erzeugen. Neben ihm stehen außerdem Trinkflaschen und Bücher bereit.

Nur dreißig Minuten am Tag darf er den Stuhl verlassen, um eine kurze Pause zu machen - und das insgesamt 21 bis 26 Tage. So lange dauert es in der Regel, bis aus bebrüteten Hühnereiern die Küken schlüpfen. Wie Poincheval in dieser Zeit Ausscheidungsvorgänge regeln wird, ist unbekannt.

Der Künstler und sein Körper haben in der Vergangenheit bereits mehrere aufsehenerregende Aktionen überstanden: Im Februar dieses Jahres ließ sich Poincheval für eine Woche in einen Felsen einsperren. 2015 schipperte er als überdimensionale Flaschenpost in einem Glaskolben die Rhône hinab, noch ein Jahr zuvor verbrachte er 13 Tage im Inneren eines ausgestopften Bären.

Rund um die Uhr auf einem Stuhl im Palais de Tokyo

Bei dieser Performance stellen ihn die Gegebenheiten allerdings vor besondere Herausforderungen. Denn sein Stuhl steht im Palais de Toyko in Paris - mitten in einem Glaskasten, an dem Besucher und Journalisten mit Kameras stehenbleiben. "Es gibt einen viel direkteren Kontakt mit dem Publikum. Normalerweise bin ich alleine mit dem Objekt", sagt Poincheval. "Bislang war ich im Inneren der Dinge. Jetzt bin ich draußen, ich bin es, der umhüllt."

Bislang begrüßt er seine Besucher, unter denen angeblich auch schon Frankreichs Präsident François Hollande war, freundlich mit einem leichten Kopfnicken. Denkbar ist, dass den brütenden Künstler die psychische Belastung durch ständige Beobachtung mit der Zeit mürbe macht.

Den Küken, wenn sie erst einmal geschlüpft sind, soll es jedenfalls prächtig ergehen, hat Poincheval auf Nachfrage versichert: "Die kommen auf einen Bauernhof in der Normandie, um dort glückliche Tage zu verbringen."

© SZ.de/dpa/afp/ees - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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