Süddeutsche Zeitung

Stilkritik:Lincolns Locke und Trumps Tolle

Gerade ist ein Haarbüschel von Abraham Lincoln für 81 000 US-Dollar versteigert worden. Könnten Donald Trumps Haare bald ähnlich viel wert sein?

Von Martin Zips

Von Beethoven ist bekannt, dass er am Ende seines Lebens taub war. Vermutlich wegen der vielen Mittelohrentzündungen, die er erleiden musste. Um Mittelohrentzündungen zu verhindern, rät man Kindern, sie sollten sich immer schön die Haare föhnen nach dem Duschen. Sonst könnten auch sie irgendwann taub werden.

Haare, das ist ja so ein eigenes Thema. Der Mensch sammelt sie von Babys, Geliebten, Angehörigen, Heiligen und Prominenten. Gerade ist für 81 000 US-Dollar ein Büschel Haare an einen anonymen Bieter versteigert worden, welches US-Präsident Abraham Lincoln nach dessen Ermordung 1865 abgeschnitten worden sein soll. Damit liegt der bis heute bedeutende Republikaner mit seinen Haaren noch weit vor Beethoven, dessen Locken bei einer Auktion jüngst nur etwas mehr als die Hälfte einbrachten (Marilyn Monroe, David Bowie und John Lennon sind noch weiter abgeschlagen).

Lincoln, daran muss an dieser Stelle erinnert werden, hatte sich einst wie kein anderer bemüht, sein Land zu einen, nicht zu spalten. Da würde es einen schon fast interessieren, was in 150 Jahren die mal eher ins Waldbrandorange, mal eher ins Frackinggelbe changierenden Haare des heutigen US-Präsidenten bei einer Auktion einbringen könnten. Über die heißt es, sie würden sich auch weiterhin fest verwurzelt in Trumps Kopfhaut befinden und noch lange nicht so grau daherkommen wie die seines Vorgängers George Washington am Ende der Revolution im Jahre 1783.

Über sein kleines Frisur-Geheimnis hat Trump im Jahr 2011 Auskunft gegeben: Er lasse seine Haare nach dem Duschen immer nur lufttrocknen und föhne sie nicht. Ob der Mann noch richtig hören kann?

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5031561
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.