85. Geburtstag von Papst Benedikt XVI.:Bayerische Gratulanten pilgern nach Rom

Benedikt XVI. würde um seinen 85. Geburtstag kein Aufhebens machen - auch, weil er aus gesundheitlichen Gründen unnötige Strapazen meidet. Seine bayerischen Anhänger hält dies nicht ab: Eine Delegation mit mehr als 150 Menschen reist nach Rom, um dem Papst zu gratulieren. Unter ihnen sind Politiker, Prominente, Vertreter anderer Konfessionen und fromme Katholiken aus Benedikts Heimat.

Andrea Bachstein, Rom

Wenn es nach Benedikt XVI. ginge, würde um seinen 85. Geburtstag am Montag nicht viel Aufhebens gemacht. Sein Bruder Georg Ratzinger, der schon zum Wochenende nach Rom gereist ist, hat dieser Tage zum Beispiel wissen lassen, dass in ihrer Familie sowieso die Namenstage immer wichtiger waren. Vor allem aber meidet Benedikt inzwischen alle unnötigen Anstrengungen. Sein Herz erlaubt nicht mehr alles, und dass er körperlich fragiler wird, ist unübersehbar. Als er Ende März nach Mexiko und Kuba aufbrach, stützte er sich auf dem Weg zum Flugzeug auf einen Stock. Und in der Peterskirche lässt er sich seit Herbst gelegentlich auf einer Plattform über die langen Wege rollen.

Benedikt XVI. wird 85

Zum 85. Geburtstag bekommt Papst Benedikt XVI. Besuch aus Bayern.

(Foto: dapd)

Nicht nur sein Bruder Georg hofft für den Papst auf Gesundheit, auch der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, wünscht ihm zum Geburtstag "weiterhin die Kraft des Heiligen Geistes in der Wahrnehmung Ihres hohen Amtes". Die Gerüchte, die vergangenes Jahr plötzlich auftauchten, der Pontifex werde im April zurücktreten, sind längst verstummt. Benedikt XVI. ist offenkundig entschlossen, die Bürde des Amtes zu tragen, solange seine Kräfte reichen.

Er hat allerdings für den Fall, dass er es körperlich oder geistig nicht mehr bewältigen könnte, Anordnungen getroffen. Vatikan-Experte Marco Politi, der in seinem Buch "Joseph Ratzinger. Crisi di un papato" ("Krise eine Pontifikats") eine umfangreiche Analyse vorgelegt hat, sagt, auch andere Päpste hätten solche Vorsorge getroffen - aber immer streng vertraulich. Benedikt ist der erste, der die Welt das auch wissen lässt.

Auf keinen Fall wolle er in einem so hinfälligen Zustand wie zuletzt sein Vorgänger Johannes Paul II. amtieren. Wegen einer Krise der Kirche, schreibt Politi, werde dieser Papst aber niemals zurücktreten. In der vergangenen Woche hat sich Benedikt ein paar Tage in der päpstlichen Ferienresidenz Castel Gandolfo in den Albaner Bergen ausgeruht. Die Reise nach Mexiko und Kuba war strapaziös, und dann hatte er fast ohne Pause die Auftritte der Ostertage zu bewältigen. Am 16. April sind für den Papst keine öffentlichen liturgischen Termine vorgesehen, auch gibt es keine offizielle Geburtstagsfeier des Vatikan.

Besuch aus der Heimat

Es wäre wohl ein normaler Arbeitstag - wären da nicht die Bayern, die ihrem Landsmann aufsehenerregend gratulieren wollen. Angeführt von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, reist eine Delegation von gut 150 Gratulanten an; 26 von ihnen sind Politiker. Es werden Vertreter des Münchner Kabinetts dabei sein, Staatssekretäre, Landtagsabgeordnete aller Parteien und bayerische Abgeordnete aus Berlin.

Natürlich ist Joseph Ratzingers Nach-Nachfolger als Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, zum Jubeltag in Rom, ebenso sind Zollitsch und acht weitere Bischöfe da. Aus den einstigen Heimatgemeinden Ratzingers kommen Pfarrer und Bürgermeister und "kirchlich hochengagierte Mitbürger und Mitbürgerinnen".

Andere Konfessionen entsenden ebenfalls Repräsentanten: Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm vertritt die evangelisch-lutherische Kirche, Charlotte Knobloch reist als Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinden von München und Oberbayern an, außerdem der griechisch-orthodoxe Erzpriester Apostolos Malamoussis. Und wenn der Papst um neun Uhr früh in der Paulinischen Kapelle des Apostolischen Palasts die Messe feiert, ist auch die erzkatholische Gloria von Thurn und Taxis anwesend.

Bis zum Mittag wird Benedikt dann mit den Audienzen für die Delegationsmitglieder beschäftigt sein. Von diesen Gästen muss Benedikt an seinem Geburtstag, dem am 19. April der siebte Jahrestag seiner Wahl zum Papst folgt, wohl kaum kritische Fragen erwarten, wie sie etwa zuletzt die österreichische "Pfarrer-Initiative" aus Protest gegen den Reformstau in der Kirche öffentlich gemacht hat.

"Warm, humorvoll, zart."

Vatikan-Kenner Marco Politi, der mit dem Papst etwa im Hinblick auf den Reformstau hart ins Gericht gegangen ist, ihn aber als herausragenden Theologen sieht, hätte auch ein paar Geburtstagswünsche an den Papst. Dieser entspreche als Persönlichkeit keinem Stereotyp, sagt Politi. Im kleinen Kreis sei er "warm, humorvoll, zart".

Beeindruckend finde er es, wie packend Benedikt in jedweder römischen Pfarrkirche das Evangelium erklären könne. Aber zu oft äußere sich dieser Papst missverständlich, und bei politischen Themen mangle es ihm an Fingerspitzengefühl. Der Papst solle Zuhörern künftig seine Wärme und Aufrichtigkeit besser vermitteln können. Und dann, sagt Politi, solle Benedikt umsetzen, was er noch als Kardinal festgestellt habe: Dass die Kirche nicht mehr monarchisch geführt werden könne. Das heißt, die Bischöfe sollten bei wichtigen Entscheidungen mehr Gehör und Mitsprache finden.

Politi legt in seinen Analysen dar, warum er die Kirche unter Benedikt in Stagnation sieht, und vermutlich werde sich das auch nicht mehr ändern. Aber er sagt auch: "Jedes Pontifikat kann bis zum Schluss überraschend sein."

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