62-Jährige wagt Weltrekordversuch:Die mit den Haien schwimmt

Von Kuba nach Florida, aus eigener Kraft: Diana Nyad schwimmt seit 34 Stunden ohne Schutzkäfig im offenen Meer - zwischen gefährlichen Haien und giftigen Quallen. Die Amerikanerin will mit dieser riskanten Aktion ihren eigenen, vor 33 Jahren aufgestellten Weltrekord brechen.

Diana Nyad lebt nach dem Motto: "Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker." Die US-Extremschwimmerin ist vor zwei Tagen zu ihrem vierten Anlauf aufgebrochen, ohne einen schützenden Haikäfig von Kuba nach Florida zu schwimmen und damit ihren eigenen Weltrekord zu brechen.

Die 62-Jährige startete am Samstagmittag im Hafen von Havanna, um die etwa 165 Kilometer bis zu den Florida Keys zurückzulegen. 60 Stunden werde sie voraussichtlich brauchen, sagte Nyad im Vorfeld. Mittlerweile hat sie ein Drittel der Strecke geschafft, 34 Stunden im Wasser verbracht - und sich sogar von einem Sturm nicht an ihrem Vorhaben hindern lassen, wie auf ihrer Internetseite zu lesen ist.

Die Nacht von Sonntag auf Montag habe sie jedoch an ihre Grenzen gebracht, ließ Nyad über ihr Team mitteilen: "Heute schwimme ich wieder. Ich weiß nicht, wie man es nennt, was ich vergangene Nacht tat ... wahrscheinlich überleben." Sie leide unter schmerzenhaften Quallenverbrennungen, besonders an Lippen, Füßen und Beinen. Besonders nachts wimmelt es an der Meeresoberfläche von giftigen Quallen.

Zur Aufmunterung verlangte die Extrem-Sportlerin nach elf Stunden im Wasser nach Pasta und heißer Schokolade, wie Mitglieder ihres Teams berichteten.

Bei ihrem dritten Versuch im vergangenen Jahr musste Nyad nach 40 Stunden und 140 zurückgelegten Kilometern sogar abbrechen, weil begleitende Ärzte fürchteten, eine weitere Berührung mit einer giftigen "Qualle" könnte lebensbedrohlich werden. Daher trägt Nyad dieses Mal zum Schutz gegen die Meerestiere über dem Gesicht einen Nylonstrumpf mit Löchern für Augen, Nase und Mund.

Elektrisches Feld gegen Haie

Und so ganz mutterseelenalein schwimmt die US-Amerikanerin natürlich nicht durch den Golf von Mexiko, in dem viele Haie leben. Bei ihrem Rekordversuch wird sie von einem 50-köpfigen Team auf fünf Booten begleitet. Ein Kajak, das sich stets in der Nähe der Extremsportlerin hält, hat zudem ein Gerät an Bord, das ein schwaches elektrisches Feld aufbaut, um Haie abzuwehren.

Falls der Versuch gelingt, würde Nyad ihren vor 33 Jahren aufgestellten Rekord für die weiteste je von einer Frau im offenen Meer geschwommene Distanz überbieten. Die Kalifornierin war 1979 insgesamt 164 Kilometer von den Bahamas nach Florida geschwommen.

Mit der gefährlichen Aktion verfolgt Nyad nach eigenen Angaben ihren Traum, das kommunistische Kuba und den US-Bundesstaat Florida symbolisch zu verbinden. Im Alter von 28 Jahren hatte sie 1978 den ersten Versuch unternommen, im vergangenen Jahre musste sie zwei weitere Versuche abbrechen. Schulterschmerzen, Asthma, eine starke Strömung - und eben der Kontakt mit Nesseln von Würfelquallen und Portugiesischen Galeeren - erlaubten ihr nicht, die Strecke bis zum Ende zu schwimmen.

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