500 Unwetter-Tote in Brasilien:Selbst in den Kirchen liegen Leichen

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Überschwemmungen und Erdrutsche forderten bereits mehr als 500 Todesopfer, Tausende sind obdachlos: Brasilien erlebt die wohl schlimmste Unwetterkatastrophe seiner Geschichte - und mehr Regen soll die Lage noch verschärfen.

Es sind schockierende Bilder, die aus Bergregion Serrana in Brasilien kommen: Ganze Viertel sind komplett dem Erdboden gleichgemacht, noch bis in die späte Nacht bergen Rettungskräfte immer wieder Leichen aus den Erdmassen. Inzwischen ist die Zahl der Todesopfer, die die schweren Überschwemmungen gefordert haben, auf mehr als 500 gestiegen: Brasilien erlebt eine der größten Naturkatastrophen seiner Geschichte. Und es regnet weiter.

Unwetterkatastrophe in Brasilien
:Todbringende Schlammlawinen

Beliebte Ausflugsziele im Berggebiet nördlich von Rio de Janeiro sind für viele Anwohner durch Erdrutsche zur Todesfalle geworden. Die Bilder.

506 Menschen seien durch die Regenfälle und Erdrutsche nördlich von Rio de Janeiro ums Leben gekommen, teilten Behördenvertreter. Präsidentin Dilma Rousseff versprach nach einem Besuch im Katastrophengebiet weitere Hilfen. Der Nachrichten-Website G1 zufolge kamen in der Stadt Nova Friburgo 225 Menschen ums Leben, in Teresópolis waren es demnach 223 Tote, in Petrópolis 39 und in Sumidouro mindestens 19 Opfer.

Besonders schwer betroffen ist das bergige Gebiet nördlich von Rio de Janeiro, ein insbesondere in der jetzigen heißen Jahreszeit begehrtes Ausflugsziel. Ganze Viertel in Nova Friburgo, Teresópolis und Petrópolis wurden durch Flüsse aus Schlamm und Gesteinsbrocken weggeschwemmt. Die Behörden rechneten mit weiteren Toten, da viele abgeschiedene Gebiete erst allmählich von den Rettungskräften erreicht werden konnten. Tausende Überlebende fanden in Notaufnahmelagern Unterschlupf.

Kirchen und Polizeiwachen wurden zu Leichenhäusern umfunktioniert, in der warmen Luft stand der Geruch von verwesenden Leichen. Davor spielten sich dramatische Szenen ab, während Angehörige nach Vermissten suchten. Der 44-jährige Edmar Da Rosa berichtete in einem Lager in Teresópolis, eine Wand seines Hauses sei in dem Unwetter eingestürzt. "Meine Frau starb. Mein Enkel starb. Und die anderen sind verletzt." Der 59 Jahre alte Joao de Lima umklammerte eine Puppe und sagte: "Ich habe meine vier Töchter und alles, was ich habe, verloren."

Spektakuläre Rettung

Die brasilianische Präsidentin flog per Hubschrauber über das Gebiet und verschaffte sich anschließend zu Fuß weitere Eindrücke der katastrophalen Zustände. Rousseff, die erst seit Anfang des Jahres im Amt ist, zeigte sich schockiert und versprach "starke Maßnahmen" der Regierung. Diese stellte bislang umgerechnet knapp 350 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung. Das Gesundheitsministerium kündigte zudem an, für die Region würden sieben Tonnen medizinisches Material zur Verfügung gestellt.

Die teils spektakuläre Rettung einzelner Menschen gab aber auch immer wieder Anlass zur Hoffnung. Die Nachrichtensender zeigten die Bilder einer Frau, die mit ihrem Hund im Arm auf dem Dach ihres Hauses sitzt, das von den Wassermassen mitgerissen wird. Nachbarn aus einem höher gelegenen Haus werfen ihr ein Seil zu, an dem sie sich hochziehen kann. Sie verschwindet kurz in den reißenden Fluten, taucht dann aber wieder auf und wird von den Nachbarn gerettet.

Heftiger tropischer Regen in der Region Serrana war der Auslöser dafür, dass Schlammlawinen in die Orte rutschten und Flüsse über die Ufer traten. Für die kommenden Tage sagten die Meteorologen weitere Regenfälle vorher - und machen weitere Todesopfer wahrscheinlich. Als größte Katastrophe Brasiliens galt bislang ein Erdrutsch in der Küstenstadt Caraguatatuba 1967, als unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen 300 und 436 Menschen getötet wurden.

© AFP/dpa/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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