SZ-Kolumne "Bester Dinge":Wulst auf Wulst statt Stein auf Stein

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(Foto: dpa)

In Kenia entsteht eine komplette Wohnsiedlung aus einem 3-D-Drucker. Das lässt hoffen, dass von der Technik künftig auch Kreisverkehre profitieren.

Von Alexander Menden

Alles wird gedruckt heutzutage, alles! Zahnärzte drucken Zahnfüllungen, Autohersteller drucken Autoersatzteile, Künstler drucken (oft recht hässliche) Kunst. Vor zwei Jahren druckte ein israelisches Bioprinting-Unternehmen ein 104 Gramm schweres Steak aus eigens gezüchteten Muskel- und Fettzellen - köstlich.

Auch bei den Dimensionen sind dem Drucker schon lange kaum noch Grenzen gesetzt: 2018 druckte eine belgische Firma ein Mammut-Skelett, amerikanische Kollegen druckten einen Wohnwagen - und 2022 wurde im nordrhein-westfälischen Beckum endlich auch das erste 3-D-gedruckte Haus in Deutschland fertiggestellt.

Doch während jenes Gebäude noch teurer war als, sagen wir, ein herkömmliches Massivhaus, deutet sich jetzt mit einem Projekt in Kenia an, dass in nicht allzu ferner Zukunft auch bezahlbare Wohnungen aus dem Drucker kommen könnten: Ein Schweizer Unternehmen für nachhaltiges Bauen druckt dort in der Gemeinde Kilifi gemeinsam mit einer britischen Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit eine Siedlung aus 52 Einfamilienhäusern. Der Konstruktionsdrucker legt Betonschicht auf Betonschicht, die Häuser entstehen also im Prinzip wie diese in Wulsttechnik aufgebauten Schüsselchen, die man in der Schule töpfert.

Schon bald werden ganze Städte nach kenianischem Vorbild in die Landschaft gedruckt werden. Das hätte dann auch den Vorteil, dass die fast schon sprichwörtlich hässlichen Kunstwerke, die im Zentrum von Kreisverkehren stehen, durch Meisterwerke ersetzt werden könnten. Einfach die Venus von Milo oder Michelangelos David in den Drucker einprogrammieren, dann sind der Schönheit der gedruckten Welt keine Grenzen mehr gesetzt.

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