Jahrzehnte im Todestrakt:Mumia Abu-Jamal darf leben

Ein 30 Jahre altes und heftig umstrittenes Todesurteil in den USA wird revidiert: Dem Journalisten Abu-Jamal bleibt die Hinrichtung erspart. Der ehemalige Black Panther war wegen Mordes an einem weißen Polizisten zum Tode verurteilt worden. Immer wieder waren Vorwürfe laut geworden, das Urteil sei rassistisch motiviert.

Nach einem drei Jahrzehnte dauernden Kampf bleibt dem wegen Polizistenmordes verurteilten schwarzen US-Journalisten Mumia Abu-Jamal die Todesstrafe erspart. Wie Abu-Jamals Anwälte am Mittwoch mitteilten, akzeptierte die Staatsanwaltschaft die Umwandlung der Strafe in lebenslange Haft. Massive Zweifel an seiner Schuld hatten Abu-Jamal zu einer Symbolfigur im Kampf gegen die Todesstrafe in den USA gemacht.

MUMIA ABU-JAMAL

Die Todesstrafe gegen den wegen Mordes verurteilten Journalisten Abu-Jamal - hier ein Archivfoto von 1995 - wird fallengelassen.

(Foto: AP)

Abu-Jamal war 1982 wegen Mordes an dem weißen Polizisten Daniel Faulkner zum Tode verurteilt worden. Der heute 57-Jährige hatte stets seine Unschuld beteuert. Zudem waren immer wieder Vorwürfe laut geworden, in dem Verfahren habe es rassistische Vorbehalte gegeben. Der Geschworenen-Jury hatten damals zehn Weiße und nur zwei Afroamerikaner angehört. Zudem seien die Ermittlungen schlampig geführt und Entlastungszeugen nicht gehört worden, argumentieren Abu-Jamals Unterstützer.

Jahrelang beschäftigte der Fall die Gerichte. Nachdem ein Bundesberufungsgericht in Philadelphia im Jahr 2008 das Todesurteil gegen Abu-Jamal aufgehoben hatte, zog der Bundesstaat Pennsylvania vor dem Obersten Gerichtshof in Washington. Der Supreme Court wies den Fall Anfang 2010 wieder an das Bundesberufungsgericht mit dem Auftrag einer Neuprüfung zurück. Dort sollte eine Jury über das Strafmaß befinden. Angesichts des juristischen Tauziehens ließ die Staatsanwaltschaft in Philadelphia ihre Forderung nach der Todesstrafe nun fallen.

Staatsanwalt Seth Williams erklärte, die Entscheidung sei "nicht leicht" gewesen. Er sei weiterhin der Überzeugung, dass die Todesstrafe die "angemessene" Strafe gewesen wäre.

Abu-Jamals Anwalt John Payton erklärte dagegen, die Staatsanwaltschaft habe "das Richtige" getan. "Nach drei langen Jahrzehnten war es an der Zeit, das Streben nach der Todesstrafe für Abu-Jamal zu beenden", sagte er. Die ebenfalls zu Abu-Jamals Verteidigerteam gehörende Juraprofessorin Judith Ritter sagte, dass die Gerechtigkeit gesiegt habe, weil das Todesurteil einer "schlecht informierten Jury" aufgehoben werde.

Abu-Jamal, der früher in der radikalen afroamerikanischen Black-Panther-Bewegung aktiv war, konnte in seinem Kampf auf ein Netzwerk von Unterstützern auf der ganzen Welt zählen. Anfang 2010 richteten mehr als 7000 Menschen einen Appell an US-Präsident Barack Obama, sich für Abu-Jamal einzusetzen und die Todesstrafe abzuschaffen. Zu den Unterzeichnern der Petition gehörte unter anderem der Literaturnobelpreisträger Günter Grass.

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