Nach 30 Jahren Haft:Geiselnehmer von Gladbeck kommt frei

Der Wagen mit den Geiselnehmern wird am 18. August 1988 in Köln von Journalisten umringt. (Foto: dpa)
  • Nach fast 30 Jahren Haft kommt der erste der beiden Gladbecker Geiselgangster auf freien Fuß.
  • Dieter Degowski wird dafür einen neuen Namen erhalten.
  • Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig.

Einer der beiden Geiselnehmer von Gladbeck, Dieter Degowski, wird nach fast 30 Jahren Haft entlassen. Degowski komme in den nächsten Monaten auf freien Fuß, erklärte ein Sprecher des Landgerichts Arnsberg am Dienstag. Die Freilassung sei umfassend geprüft worden. Die Kammer habe Gutachten und Stellungnahmen eingeholt und sich den positiven Prognosen angeschlossen. Die Entscheidung sei noch nicht rechtskräftig. Zuerst hatte der Soester Anzeiger berichtet.

Vor knapp fünf Monaten hatte Degowski, der in der Justizvollzugsanstalt Werl inhaftiert ist, die behördliche Genehmigung erhalten, dass er im Fall einer vorzeitigen Freilassung seinen Namen ändern darf. Als Grund für die Namensänderung nannte die JVA eine "Erleichterung seiner Wiedereingliederung".

Degowski hatte bei der Geiselnahme von Gladbeck im August 1988 mit seinem Komplizen Hans-Jürgen Rösner eine Bank überfallen und mehrere Geiseln genommen. Im Verlauf ihrer dreitägigen Flucht erschossen die Täter zwei Geiseln, ein Polizist kam während des Einsatzes durch einen Verkehrsunfall ums Leben. Degowski und Rösner wurden 1991 vom Landgericht Essen zu lebenslanger Haft verurteilt. Später stellten Gerichte bei beiden Tätern eine besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ausschließt.

Das Landgericht hatte die JVA bereits 2013 aufgefordert, Degowski schrittweise auf die Entlassung vorzubereiten. Er hatte daraufhin einige Ausgänge einwandfrei bewältigt. "Die Kammer hat sich im Ergebnis den positiven Prognosen des Sachverständigen und der zuständigen Justizvollzugsanstalt Werl angeschlossen", erklärte der Gerichtssprecher.

Hans-Jürgen Rösner sitzt weiterhin in der JVA Aachen ein. Allerdings prüft das Gericht auch in seinem Fall, ob er weiter im Gefängnis bleiben muss.

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